30.5.2006
Posted in Bibliothek at 18:49 by Tokbela
Ich war kein grosser Fan von Lektuere, die im finsteren Mittelalter spielt (kann man das "historische Romane" nennen?). Entweder zu viel Authentizitaet oder zu wenig, das Beste war bisher die gekuerzte Fassung von "Das Pesttuch" in einem Reader's Digest Sammelband meiner Mutter. Warum ich mir vor einiger Zeit "Die Wanderhure" von Iny Lorentz gekauft habe, weiss ich bis heute nicht. Wie es dazu kam, war so: Ich war abends mit Doreen verabredet, die in einer grossen Buchhandlung in Halle arbeitet. Da wir uns um 18 Uhr trafen, sie aber noch bis Ladenschluss um 20 da bleiben musste, wusste ich vorher, dass ich 2 Stunden in einem Buchladen verbringen sollte. Raffi wollte schon mit mir wetten, wie viel Geld ich dalasse. Gekauft habe ich mir "nur" 2 Buecher, Das dunkle Schweigen (siehe hier ) und eben die Wanderhure. Darauf kam ich, weil ich in weiser Voraussicht vorher im Internetangebot von Thalia nach Buechern gestoebert habe und dabei ueber Leseproben gestolpert bin. Am Besten gefallen hat mir hier seltsamerweise dieser Roman, der im Konstanz des 15. Jahrhunderts beginnt und endet.
Eine Frau kämpft in der grausamen Welt des Mittelalters um ihr Glück Konstanz im Jahre 1410: Als Graf Ruppert um die Hand der schönen Bürgerstochter Marie anhält, kann ihr Vater sein Glück kaum fassen. Er ahnt nicht, dass es dem adligen Bewerber nur um das Vermögen seiner künftigen Frau geht und dass er dafür vor keinem Verbrechen zurückscheut. Marie und ihr Vater werden Opfer einer gemeinen Intrige, die das Mädchen zur Stadt hinaustreibt. Um zu überleben, muss sie ihren Körper verkaufen. Aber Marie gibt nicht auf …
Quelle: Thalia.de
Mein einziger Kommentar: Das Buch ist zu kurz. Ich habe es nicht aus der Hand legen koennen und es innerhalb nur einer Nacht verschlungen. Fuer ausfuehrliche Kritik habe ich momentan leider keine Zeit, aber fuer eine Empfehlung reicht es allemal.
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Posted in Briefkasten at 18:20 by Tokbela
Ich mag keine Zwergpudel. Generell bin ich Hunden, in deren Weltanschauung Schienbeine dominieren, gegenueber abgeneigt. Hunde sollten einfach nicht kleiner als Katzen sein. Aber das ist meine Meinung und fuer gewoehnlich behellige ich andere Menschen, vor allem Hundebesitzer, nicht damit. Heute moechte ich fuer Sie eine Ausnahme machen.
Begegnet sind wir und heute frueh kurz vor der Strassenbahnhaltestelle. Ihr Pudel verunreinigte gerade den Buergersteig mit seinen Faekalien und ich hatte es eilig. Direkt vor der Haltestelle musste ich an einer roten Fussgaengerampel warten. In der Ferne sah ich die Bahn kommen, doch die Ampel machte keine Anstalten, auf gruen umzuspringen. Ich haette es machen koennen wie die Postbotin, die die Rotphase nutzte, um sich auf ihr Rad zu schwingen und ungeachtet des fliessenden dreispurigen Verkehrs die Strasse zu ueberqueren, aber ich wartete ab, in der Hoffnung, dass ich trotz der widrigen Umstaende meine Bahn noch erreichen wuerde. Fehlanzeige. Die Bahn fuhr weg und ich ging den Weg zurueck, um zur naechsten Haltestelle zu laufen, wo ich meine Anschlussbahn zu erreichen hoffte.
Auf diesem Rueckweg stiess ich nach wenigen Schritten wieder auf Sie. Sie schickten sich gerade an, die Hinterlassenschafft ihres Hundes mit einem Taschentuch aufzuheben, doch meine Rueckkehr schien Ihnen aufgefallen zu sein. So sahen Sie mich an, schauten dann kurz der wegfahrenden Strassenbahn hinterher und lachten mich aus.
Ich freue mich, Ihnen den Tag verschoenert zu haben.
Herzlichst, Tokbela.
PS: Desweiteren bin ich der Meinung, dass jedes Herrchen den Hund bekommt, den es verdient.
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Posted in Briefkasten at 18:06 by Tokbela
seit einiger Zeit uebernachtete dein Motorrad direkt vor meinem Schlafzimmerfenster, etwa anderthalb Meter von der Stelle entfernt, an der ich schlafe. Jeden Morgen zwischen 5:30 und 7:45 Uhr fuhrst du damit weg, nicht ohne etwa eine Minute lang zu testen, in welche Hoehen du den Drehzahlmesser im Stand zu treiben vermagst. Nach Ablauf dieser Minute war ich jedes Mal wach genug, seufzend deine Abreise und das damit verbundene Schwaecherwerden des Motorlaerms registrieren zu koennen.
Es ging wahrscheinlich nicht anders, da an dieser Stelle die einzige Laterne weit und breit steht und du nur ein sehr starkes Kettenschloss besasst. Gestern jedoch hast du dir ein neues Schloss gekauft, was dir ermoeglicht, dein Motorrad freistehend direkt vor deinem Haus und vielleicht sogar vor deinem Schlafzimmerfenster abzustellen.
Lieber Motorradfahrer, heute frueh haette ich beinahe verschlafen.
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29.5.2006
Posted in Bibliothek at 19:13 by Tokbela
Ja, ich lese noch immer den dunklen Turm von Stephen King. Aber der Trend zum Zweitbuch ist auch an mir nicht voruebergegangen, zumal sich einige Buecher (qualitaetsbedingt) einfach nicht fuer Strassenbahn und Hoersaal eignen. So las ich bis vor kurzem nebenher das Buch "Dämon" von Matthew Delaney:
Als Meeresforscher ein im Zweiten Weltkrieg gesunkenes Schiff entdecken und bergen, können sie nicht ahnen, welche Gefahren sie damit heraufbeschwören. Denn in dem Wrack befindet sich ein Wesen, das nur ein Ziel kennt: zu töten. Mit der Überführung des Schiffes nach Boston beginnt für die Bewohner der Stadt eine Phase des Schreckens. Bizarre Morde, verstümmelte Leichen und kryptische Zeichen halten die Polizei in Atem, und alles scheint auf eine Verbindung zwischen den Gewalttaten und dem Wrack hinzudeuten. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Kriminalbeamten auf ein Geheimnis, das weit in die Vergangenheit zurückreicht.
Quelle: Amazon.de
Das Buch kann man in Story und Qualitaet in drei Teile gliedern. Im ersten Teil, der in der Zeit des zweiten Weltkrieges im Pazifik spielt, haelt Delaney den Leser nicht nur mit atemberaubender Beschreibung von dreckigem, blutigem Kriegsgeschehen vom taeglichen Leben (waschen, schneiden, foehnen..) ab, sondern liefert auch noch mysterioese Morde an Mitgliedern aller Kriegsparteien und das Wohnzimmer eines anscheinend schon sehr alten schiffsinteressierten Wesens. Aus der Ego-Perspektive geschrieben laesst dieser Teil den Leser (also Leute wie mich und dich) hoffen, dass auf dem Weg ins Bad nicht hinter der naechsten Zimmerpalme ein blutruenstiges Ungeheuer wartet. Wirklich gut.
Schnitt, zweiter Teil, Boston 2007. Ein wenig Polizeiarbeit, die Vorstellung der Hauptcharaktere (ratet mal: genau, ein gutaussehender Polizist und eine in Aussehen und Kleidung dem Playboy entsprungen zu sein scheinende.. ja was eigentlich? Assistentin?), ein paar blutige Morde und Verfolgungsjagden, wobei die Polizisten die Opfer und der Taeter unsichtbar sind.. Wirklich nett, spannend, mit einigen Logikfehlern (der Mann sollte sich zB aufschreiben, welches Wetter und welche Tageszeit er grad' beschreibt), aber ansonsten wirklich lesenswert. Man fiebert mit, versucht herauszufinden, wer wieso der Taeter sein koennte und bleibt dabei leider immer wieder an der aufkeimenden Liebe zwischen Mr. Moerderfaenger und Mrs. Mein-Ausschnitt-Ist-Groesser-Als-Deiner haengen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, die Dame kommt recht intelligent rueber, aber es wird keine Moeglichkeit ausgelassen, sie in tiefausgeschnittenen Klamotten, Handtuechern, ganz nackt, mit Highheels usw. zu beschreiben. Wenn das Polizeiarbeit ist, waere ich in meinem naechsten Leben gern ein maennlicher Polizist.
Nach einigem Hin und Her und einer Menge zum Teil grausig entstellter Leichen kommen wir schliesslich zu Teil drei, der hundertseitigen Verfolgungsjagd quer durch alle Stockwerke eines Wolkenkratzers incl. Showdown auf dem Dach (wo die Geschichte angefangen hat, aber das nur nebenbei). Durch diesen Teil musste ich mich durchkaempfen, auch wenn er zwischenzeitlich ganz intessant wurde (man erfaehrt eine Menge ueber den Dschungelkampf und wie das Schiff letzten Endes versank). Von "mein Freund schwebt in Gefahr" ueber "huppala, noch 'ne Leiche" bis "Waffen? Kein Problem, fragen Sie einfach Herrn Deus ex Machina" war alles dabei. Dass die Gelegenheit, die weibliche Hauptperson in Unterwaesche (auf die seltsamerweise nicht naeher eingegangen wurde) zu beschreiben, nicht ausgelassen wurde, traegt der Spannung des Schlusses nicht gerade bei. OK, nach der letzten Seite versteht man alle Zusammenhaenge, aber das Ganze haette man locker auf ein Drittel der Seiten abhandeln koennen, ohne dass Spannung und Lesespass dabei verloren gegangen waeren.
Alles in allem ein lesenswertes Buch, bis auf die besagten letzten 100 Seiten wirklich ueberdurchschnittlich. Ich bin letzten Endes doch begeistert und habe endlich begriffen, dass es Spannung ohne Flirterei wohl nur noch von Sir Arthur Conan Doyle gibt.
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Posted in Parkbank at 18:00 by Tokbela
Heute im Einkaufsparadies unseres Vertrauens:
Kraft Tomatenketchup 750ml: 1,99 Eur
Kraft Tomatenketchup 1000ml: 1,79 Eur
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24.5.2006
Posted in Parkbank at 11:13 by Tokbela
Grade hatte ich Probleme hier im Windows-Pool der Uni. Das passiert haeufiger mal, daher wusste ich, dass die Pool-Physik manchmal ihren eigenen Gesetzen folgt und bat einen "Bekannten" (mit dem ich mich im ersten Semester schaetzungsweise drei mal unterhalten und dessen Namen ich schon im 2. Semester wieder vergessen habe), der mit seinem Notebook dort sass, ob er es nicht mal probieren wolle. Einige Versuche und 2 Rechner spaeter (der eine meinte beim Abmelden, er koenne die Batteriestandsanzeige nicht schliessen, der andere fuhr sich beim Klick auf ein Laufwerk "ordnungsgemaess" herunter) meinte er ploetzlich: "Du bist $ToksVorname, oder?"
Da wir uns schonmal unterhalten haben, unterstellte ich ihm ein absolutes Gedaechtnis und nickte. Daraufhin fuhr er ganz begeistert fort: "Dann kennst du ja Sulifee und Saxxon!"
Ich fiel um.
Ja, ich kenne Suli und Saxx tatsaechlich, die beiden haben frueher, als ich noch daheim gewohnt habe, mal etwa ein halbes Jahr bei uns Unterschlupf gesucht, bevor sie dann weggezogen sind, geheiratet haben und alles das, was man als verliebtes Paar nunmal so macht (Raffi, denk an dieser Stelle mal genau nach *fg*). Aber wieso zur Hoelle werde ich 500 km von daheim und schaetzungsweise ebenfalls 500 km von ihrem derzeitigen Wohnort von irgendeinem Menschen darauf angesprochen?!
Es kam noch schoener. Er erzaehlte mir dann so ziemlich ihre gesamte Lebensgeschichte und dass ich doch ein guter DSA-Meister waere. Das war so der Moment, in dem ich mich nach versteckten Kameras umgeguckt habe. Dummerweise haengt im Pool seit eh und je eine Ueberwachungskamera (die auf die Bildschirme und Tastaturen gerichtet ist, na wenn das mal so in Ordnung ist..), sodass meine Suche recht schnell erfolgreich war.
Lust auf Aufloesung des Raetsels? Hatte ich auch, deswegen fragte ich nach.
Heraus kam dann, dass der Bruder des guten Mannes vor zig Jahren mal mit Saxx zusammen DSA gespielt hat und die beiden seitdem irgendwie in Kontakt geblieben sind. Nun haben sein Bruder und er Suli und Saxx demletzt mal besucht, dabei kam das Gespraech auf "Du wohnst doch in Halle und studierst Bioinformatik, kennst du zufaellig eine $ToksVorname?".
Ich zieh um. Irgendwohin, wo mich niemand kennt.
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22.5.2006
Posted in Chaos & Illusion at 14:23 by Rafayel
Diesmal soll es um ein Spiel gehen – Diablo II. Das hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, aber das Suchtpotential ist enorm hoch, es laeuft sowohl auf dem Notebook von Tokbela als auch auf meinem fluessig und im Gegensatz zu einigen neueren Spielen bleibt es bei einmaligen Kosten, wenn man sich dazu entschliesst, es online mit oder gegen andere zu spielen. Viele wuerden Diablo II sicher als Klassiker einstufen, doch darunter fallen meiner Meinung nach eher "The Great Giana Sisters", "Montezuma's Revenge" oder "Boulder Dash".
Nun gut, ich spiele dieses Spiel nun schon seit vielen Jahren (mit entsprechend langen Pausen) und wollte mir nun meinen ultimativen Helden kreieren. Er wird nie Level 99 erreichen und sein angezeigter Schaden auch nie fuenfstellig sein (was viele sicher unter einem solchen Helden verstehen), aber er wird cool aussehen, jede Quest erfuellen und kein Stueck des langen Weges zu Baal ueberspringen oder ermogeln.
Momentan bin ich noch dabei, mithilfe meiner alten Veteranen die Ausruestung fuer Rafayel den Paladin zu sammeln. Und trotz tatkraeftiger Unterstuetzung durch Tokbela – sie hat z.B. den Ring Rabenfrost, die Handschuhe Draculs Griff, die Guertel Ohrenkette und Nosferatus Rolle, die Schuhe Wasserwanderung sowie die Amulette Das Auge von Ettlich und Atmas Scarabäus durch Besuche bei Mephisto bzw. den dort anwesenden Ratsmitgliedern gefunden – und einigen zusaetzlichen eigenen Funden wie dem Riesenzauber Gheeds Glueck und den Handschuhen Frostbrand sah ich mich gezwungen, einen PindleBot als Helfer anzustellen, um mein Ziel zu erreichen.
An dieser Stelle hoere ich schon die Buuh-Rufe, doch die sind meiner Meinung nach fehl am Platz. Zum einen haben Tokbela und meine Wenigkeit auch ein reales Leben (was deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Spielzeit in Diablos Welt) und zum anderen zerstoere ich damit Diablo II keineswegs, auch wenn man das so haeufig lesen muss. Ich spiele naemlich Singleplayer oder mit Tok zusammen per LAN und habe somit mit dem Battle.net, der Ladder & Co. nichts zu tun. Dadurch ergibt sich auch schnell das eigentliche Problem: Ich kann die oben aufgezaehlten Funde, die doch sicher einiges wert sind, nicht einfach gegen meine Wunschausruestung tauschen.
Auch die Reaktionen darauf kann ich mir lebhaft vorstellen. Dann muss ich halt mit dem auskommen, was ich selbst gefunden habe, werden sicher einige verlauten lassen. Genau das habe ich bisher. Ich habe einen Paladin hochgespielt, dessen Level jetzt Mitte der 80er ist und welcher allein (mit Ausnahme eines angeheuerten Soeldners aus dem Lager der Jaegerinnen) Baal auf Hoelle mittels Himmelsfaust besiegt hat. Ja, richtig gelesen, Himmelsfaust. Kein eifrig-fanatischer Paladin und keiner, der mit magischen Haemmern um sich wirft. Sowas steht in keinem Guide und faellt bei "Profis" sicher unter unspielbar, aber es geht, es hat Spass gemacht und teilweise war es wirklich die Hoelle.
An dieser Stelle muss ich einfach auf www.d2-ironman.de verweisen. Diese Kerle (und natuerlich auch Frauen) spielen _wirklich_ krass. Ich ziehe den Hut davor und wuerde das auch gern mal probieren, doch fuer eine Teilnahme dort fehlt leider einfach die Zeit.
Doch jetzt moechte ich mich schon mit Level 1 darauf freuen, die bereitliegende Ruestung anzuziehen und durch die Horden der Uebel zu metzeln, waehrend mein Ruf mir vorauseilt, oder so aehnlich *traeum*. Soweit zu Vorgeschichte und "Rechtfertigung" meines Pindlebots, der uebrigens schon nach einem Tag meine Wunschwaffe aus dem Set Griswolds Erbe gefunden hat – die Chancen pro Durchlauf standen bei knapp 1:300.000 und somit haette der Bot nach Wahrscheinlichkeitsrechnung im Schnitt 208 Tage durchlaufen muessen, bis dieses wundervolle Ereignis eintreten wuerde. Und wo wir gerade bei (un)wahrscheinlichen Ereignissen sind: In der ersten Nacht durfte der Bot ueber den Fund einer Jah-Rune jubeln, die so selten ist, dass er eigentlich[tm] im Schnitt erst nach rund 400 Tagen ein solches Glueck haben duerfte. (Die Wahrscheinlichkeit, irgendeine dieser High-End-Runen zu finden, ist natuerlich sehr viel hoeher, aber darum soll es jetzt nicht gehen.)
Ich glaube ja, Rafayel wird unter einem guten Stern geboren bzw. erschaffen.
PS: Bevor ich es vergesse (sonst gibt's Haue – obwohl, Haue ist cool, zumindest frei nach Farin U.), den zukuenftigen Begleiter von Rafayel moechte ich natuerlich nicht verschweigen: Kharr der Druide. Das ist der Charakter, den Tok spielen wird (und auch schon gespielt hat) und der nach Aussagen von Tok mindestens +5 auf Weglaufen besitzt.
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21.5.2006
Posted in Parkbank at 17:57 by Tokbela
Der Vorteil von hallenser Strassenbahnen ist, dass man dort viele lustige Hallenser trifft. Der Nachteil von hallenser Strassenbahnen ist, dass man dort – na? – viele lustige Hallenser trifft. So geschehen eben:
Erster Akt: An der Haltestelle.
Ich besuchte einen Bekannten zwecks Zurueckgabe einer Edelstahlschuessel. Nach einigem gemuetlichen Beisammensitzen machte ich mich auf den Rueckweg. Da der gute Mann am anderen Ende von Halle wohnt (nein, das ist nicht um die Ecke, auch wenn mir Halle nicht wirklich gross vorkommt), ging ich zur naechsten Strassenbahnhaltestelle, um dort auf die Strassenbahn zu warten. Bisher war es ein wunderschoener Tag, die Sonne schien, doch es war nicht zu warm. Der ideale Tag, um an einer Strassenbahnhaltestelle zu stehen und auf eine Strassenbahn zu warten. Dachte ich mir und dachten sich anscheinend auch einige andere Leute…
Ich stand also an dieser Haltestelle. Rechts neben mir ein offenbar stark alkoholisierter Mann, der sich murmelnd mit sich selbst, seiner Plastiktuete oder imaginaeren Menschen unterhielt und dringend ein Wochenende in einem gut ausgestatteten Badezimmer gebraucht haette, links neben mir drei Frauen, die die 50 weit hinter sich gelassen hatten und im Tigerstreifenkleidchen und Joggingjacke einen recht, nun, interessanten aeusseren Eindruck machten. Zwei der drei Damen hielten sich an Bierflaschen fest, die dritte stritt sich offenbar mit dem Fahrplan, dass die Bahn schon abgefahren waere, ohne vorher Bescheid zu sagen.
Die naechste Haltestelle war in Sichtweite, also verliess ich meinen Stehplatz und ging hin. Dort angekommen setzte ich mich auf eine der reichlich vorhandenen Sitzbaenke und las ein wenig. Mit der naechsten Bahn, die nicht meine war, leerte sich der Platz, sodass ich bei Eintreffen meiner Mitfahrgelegenheit vollkommen alleine an einem gut einsehbaren Bahnsteig stand. (fuer Erbsenzaehler: Ich bin zwischendurch aufgestanden. Wenn eine Dame, und sei es eine Bahn, den Raum betritt, steht man auf.)
Halten wir das kurz fest. Ich stehe an einem verlassenen Bahnsteig (recht weit hinten, weil ich recht weit hinten in die Bahn einzusteigen gedachte), die Bahn (ebenfalls beinahe leer) faehrt ein. Jetzt die Masterfrage: Wo haelt der Schaffner?
[ ] recht weit hinten, sodass ich in der Mitte der Bahn einsteigen kann
[ ] in der Mitte, sodass ich hinten in die Bahn steigen kann
[ ] am vorderen Ende des Bahnsteigs, sodass ich, der einzige Mensch weit und breit, gezwungen bin, zu der Bahn zu rennen, auf die ich seit 10 Minuten geduldig warte
Na?
Genau dort. Ich liess mich also keuchend (naja, inzwischen ist meine Kondition viel besser, aber was macht man nicht alles fuer ein gutes Bild) in den Sitz fallen und nahm mir ein Buch vor, um mich auf der halbstuendigen Heimfahrt nicht zu langweilen.
Und so beginnen wir:
Zweiter Akt: Antiautoritaere Erziehung.
Ich sass also lesend in der beinahe leeren Strassenbahn, als eine Dame im besten Alter (in dem sich nicht mehr alles als Lachfaeltchen deklarieren laesst) mit einem etwa sechsjaehrigen Kind einstieg, das ihr erklaerte, dass eine Elf aus zwei nebeneinandergeschriebenen Einsen besteht. Das freute mich, man lernt ja nie aus und dieser Junge schien grade damit angefangen zu haben.
Die Dame schien das Ganze allerdings wenig zu interessieren, viel wichtiger war ihr, dass sich der Kleine hinsetzt. Ist in einer beinahe leeren Strassenbahn ja auch nicht verkehrt. Also blaffte sie ihn an, er moege sich doch bitte setzen, bis er der Aufforderung folgte und sich auf einem der vielen leeren Sitze niederliess. Die Dame hingegen lieferte ihm ein glaenzendes Vorbild und blieb stehen. Direkt im Eingang. In Reichweite des Jungen und fuenf leerer Sitze.
Vielleicht ist dies ja eine Form der Erziehung, die grade aus den Staaten heruebergeschwappt kommt. "Lebe deinem Kind Alternativen vor" oder "Weg von der Norm – in drei Jahren zum Punk". Ich jedenfalls war grade den kleinen Pillen, die ich 3 Wochen im Monat nehme, sehr dankbar.
Nachdem das seltsame Paar die Strassenbahn verlassen hatte (erwaehnte ich bereits, dass ich eine halbe Stunde und etwa die gesamte Strassenbahnstrecke dort sass?), geschah:
Dritter Akt: Hinhoeren statt Mitdenken.
Der Junge war fort, ich vertiefte mich wieder in mein Buch, als laute Stimmen sich in mein Bewusstsein vorarbeiteten. Da wurde doch nicht etwa gestritten?
Zwei Frauen redeten gestikulierend und mit verkniffenen stark geschminkten Gesichtern aufeinander ein. Die Lautstaerke entsprach dem Tonfall, und dass beide Stimmen eher dissonant klangen, liess die Situation nicht grade friedfertiger erscheinen. Ich wollte grade seufzend abschalten und mich wieder der Geschichte widmen, als die Frau in mir durchkam und ich unweigerlich die Ohren spitzte, um mitzubekommen, worum es denn ging. War der Mann der einen mit der anderen zusammen gesehen worden? Hatte der Baecker nebenan die eine bevorzugt behandelt, waehrend die andere seit einer halben Stunde auf seine Aufmerksamkeit wartete? Waren die Geranien der einen dem Pudel der anderen im Halse steckengeblieben?
Nein, die beiden unterhielten sich in vollkommen normalen Worten (nur halt im Hallenser Dialekt) ueber eine Geburtstagsfeier, die sehr schoen gewesen zu sein schien.
Ich sollte mir vielleicht doch ein Fahrrad kaufen.
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Posted in Parkbank at 17:35 by Tokbela
Klingt ein wenig olympisch, nicht wahr? "Jetzt die Apfeltasche. Sie waehlt ihr Geraet, ein prachtvoller, sorgfaeltig gedrehter Joint. Sie holt aus, ihre Zuckerglasur funkelt in der Sonne, und wirft! Jaaa, neuer Europarekord!"
Wie ich darauf komme? Mit diesen Suchbegriffen ist tatsaechlich jemand auf meinem Blog gelandet. Glaubt ihr nicht? Ich auch nicht, bis ich das Ganze mal bei Google eingegeben und mich tatsaechlich auf der ersten Seite gefunden habe.
Also, liebe Kinder. Teilchen koennen keine Drogen werfen. Wenn ihr jemals einer Streuselschnecke dabei zuseht, wie sie mit kleinen bunten Pillen jongliert, erzaehlt mir davon und geht dann weinen.
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18.5.2006
Posted in Parkbank at 23:34 by Tokbela
Grade lese ich – na? – genau, den dunklen Turm von Stephen King. Nicht schlecht, das. Dabei geht es um einen Revolvermann, der auf der Suche nach – na? – genau, dem dunklen Turm ist. Viel mehr habe ich noch nicht herausgefunden, aber darum soll es jetzt nicht gehen.
Nicht sehr zumindest.
Beinahe gar nicht, waere da nicht… die Hose des Revolvermannes. Die ist mehrfach geflickt, extrem ausgefranst und gebleicht und so weiter, wie man sich eben die Jeans eines echten Revolvermannes vorstellt (Hallo Hollywood).
Soviel zum dunklen Turm, jetzt zu mir.
Im vorigen Jahr kurz vor Weihnachten habe ich mir eine Jeans gekauft. "Uiii", werden sich jetzt viele denken, "das mache ich 2 mal im Monat..". Nun, ich nicht. Genauer gesagt hatte ich meine letzte Jeans mit ungefaehr 14 Jahren.
Diese Jeans war toll. Zwar beinahe einen Tacken zu hell (ich mags dunkel, was Kleidung anbelangt), aber sie passte und war mit 60 Euro nichtmal so teuer, wie ich befuerchtet hatte. Einen Fehler hatte sie allerdings: Sie wurde zu schnell nicht mehr tragbar.
Einmal habe ich seit dem Kauf dieser Jeans 10 kg abgenommen (und mir einen Guertel gekauft, damit ich nicht aussehe, als haette ich Ahnung von HipHop) und zum anderen scheuerte sie im Schritt viel zu schnell durch. Erst wurde der Stoff dort duenn, dann bildeten sich die ersten Loecher, die ich mit Buegelflecken gestopft habe. Das hielt allerdings nicht lange, und schon nach kurzer Zeit riss die Jeans um die Flecken herum auf. Verflucht, dachte ich mir, das geht doch so nicht, dass alle Welt beim in-die-Strassenbahn-steigen meine Unterwaesche bewundern kann, und so machte ich mich hier in Halle auf die Suche nach einer neuen Hose. Meine Anforderungen waren nichtmal besonders hoch (bis auf die Groesse, die es nicht in jedem Geschaeft gibt *hust*). Eine Jeans sollte es sein, die ein wenig Schlag hat. Breiter Hintern, enge Knie, breite Knoechel. Ganz einfach. Also lief ich los, quer durch Halles Infrastruktur, immer auf der Suche nach _der ultimativen_ Jeans. Nach 2 Tagen und allen mir und den gelben Seiten bekannten Bekleidungsgeschaeften gab ich auf. Entweder sahen die Hosen aus wie ein Sack oder gingen nur bis zu meinem Knie (ich habe anscheinend fuer meine Koerpergroesse recht lange Beine). Mal ehrlich, wer bitte traegt denn noch Karottenhosen? Vor allem solche, die aufgrund gewisser Umfaenge eher aussehen wie Zuckerrueben?
Als Frustabbau erstand ich daraufhin eine Grossfamilienfreundschaftspackung Buegelflecken.
Naja, ich also ab nach Chemnitz, wo ich vor einigen Monaten die andere Jeans erstanden hatte.. Und siehe da, es gab den Laden nicht nur noch, er fuehrte sogar noch Damenjeans, die keinen scheusslichen Schnitt besassen!
Dafuer gab es nur 2 Modelle, eines (gefiel mir von Farbe und Schnitt her) nur in mir-deutlich-zu-gross (dass ich das noch erleben darf.. *schnief*) und eines mit einer Reihe von Strasssteinchen (erwaehnte ich, dass ich das Zeugs hasse? Da kann ich auch im rosa Fransentop herumlaufen..) und – wie sollte es anders sein – mir zu kurz.
Was sollte ich tun? Meine alten Jeans fielen auseinander, ich war extra nach Chemnitz gefahren.. also entschied ich mich schweren Herzens fuer die Glitzerhose *seufz*.. die sogar nach 20% Preisnachlass (ungefragt, vielleicht weil die Verkaeuferin Mitleid mit mir hatte oder von meiner Abnehmstory beeindruckt war) noch 80 EUR gekostet hat.
Aber in der Not traegt Tok auch Funkelflitter und fuehlt sich damit eben wie Barbie. (Was man hochgekrempelt und mit Ringelsocken bekaempfen kann (Joe fragte daraufhin, ob bei mir der Sommer ausgebrochen waere – erwaehnte ich bereits, dass ich dunkle, gedeckte Kleidung mag?).
Heute wurde es mir allerdings dann wirklich zu bunt (haehae). Das Wetter zeigte sich naemlich von seiner regnerischen Seite und die Sache mit "krempeln wir die Hose einfach hoch, dann merkt niemand, dass die zu kurz ist" funktionierte nicht mehr. Nachdem Raffi und ich also einkaufen waren und ich mich ununterbrochen wie in einem schlechten 80er-Jahre-Film gefuehlt habe, beschloss ich, der alten, verblichenen, fransig gelaufenen, durchgescheuerten Lieblingsjeans ein Comeback zu ermoeglichen.. und buegelte drauflos.
Das Ergebnis sieht ungefaehr aus wie Revolvermanns Rache, aber Raffi meint, so und nur so habe eine echte Jeans auszusehen. Wo er Recht hat… *auf Blinkjeans schau*
Und dann war da noch…
.. die Sache mit dem mysterioesen Gummibaerchenverschwinden waehrend der Mikrobiologievorlesung…
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