6.8.2006
Posted in Reality, Theory at 16:19 by Rafayel
Ob Buecher eine Seele haben, weiss ich nicht. Aber Papier kann quaelen, soviel weiss ich.
Wenn man monatelang immer wieder auf die gleichen paar Seiten voller wirrer Ausdruecke und Formeln starrt, passieren seltsame Dinge. Irgendwann faengt das Papier an dir zuzurufen: "Lies mich und versteh mich, los, mach schon." Und dumm wie man nun mal ist, faellt man prompt auf den Trick herein und versucht sich am Entschluesseln.
Ein paar Wochen spaeter hat man keine Lust mehr. Ein paar Monate spaeter auch keine Ahnung, worum es eigentlich ging.
Jetzt, nach weit ueber einem Jahr und kurz vor dem Ende, moechte ich es dem Papier heimzahlen. All die Stunden, in denen ich mich gefragt habe, was zur Hoelle die Autoren damit wohl meinten. Ich glaube ja, dass Buchstaben wandern. Jeden Tag stellen sie sich um und du darfst von vorn anfangen.
Zurueck zu meiner Rache. Ich haette nicht uebel Lust, dem Papier mal meine Weltansicht zu erklaeren: Draussen kalt -> Raffi braucht Waerme -> Feuer -> Brennstoff -> Papier!
Aber das hat mehr Glueck als Zellulosefasern. Das Feuerzeug liegt naemlich in der Kueche bei der Kerze. Und ich bin zu faul, mal wieder. Meine Rache wird sich wohl darauf beschraenken muessen, ein gutes Buch zu lesen. Das verstehe ich wenigstens.
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4.8.2006
Posted in Theory at 09:52 by Rafayel
Eigentlich ist das ein Beitrag fuer mich. Ich benutze naemlich keine Bookmarks – zuviel Aufwand, diese ordentlich zu pflegen. Die meisten Adressen, die mich so interessieren, kann ich im Kopf behalten, doch ab und zu findet man etwas Nettes und hat es am naechsten Tag natuerlich prompt wieder vergessen.
So zum Beispiel The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences. Das klingt gemeingefaehrlich und wenn ich es mir recht ueberlege, ist sie das auch. Aber eigentlich geht es nur um Zahlenfolgen. Und damit meine ich anspruchsvollere Zahlenfolgen als diesen Gedankenmuell in den beruechtigten IQ-Tests. Wer Lust hat, schaut vorbei, tippt ein paar Zahlen ein und staunt, was fuer hochwissenschaftlichen Entdeckungen er jetzt wieder vollbracht hat. Der Rest von euch ignoriert mich und diesen Eintrag und wartet auf das Wetter den Verkehrsbericht Nachrichten von Tok.
Achso, kleines Beispiel? Die Eingabe '2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 23' liefert u.a. als moegliche Zahlenfolgen
- Primes not containing digit '9'.
- Primes p such that 210p+1 is also prime.
- Primes in which every sub-string is a prime.
- x^3 = 21 has a solution mod p.
- …
Ich koennte Stunden damit verbringen, tolle Zahlenfolgen zu entdecken. =)
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2.8.2006
Posted in Theory at 11:27 by Rafayel
Frei nach Otto: Da waren sie wieder, meine drei Probleme.
Ihr erinnert euch vielleicht noch an mein Gejammer bezueglich meiner Diplomarbeit. Ich hatte einen schlimmen Fehler bei anderen gefunden und war mir nicht sicher, ob ich mich vielleicht nicht einfach nur "verdacht" habe.
Nun, letztendlich habe ich die Autoren des Papers in den USA angeschrieben. Dank Zeitverschiebung kam auch recht schnell eine Antwort, obwohl es hier schon spaet am Abend war. Zum einen freut mich die Antwort, denn sie bestaetigen den Fehler und danken mir fuer den Hinweis. Prima, ich kann also doch noch logisch denken. Zum anderen bringt mich das mit meiner Arbeit kein Stueck weiter, denn nun habe ich den gleichen boesen Fehler bei mir und keine Ahnung, ob und wie er sich reparieren laesst.
Deshalb sitze ich hier mit meinen drei Problemen: 1. Die Abgabe rueckt unerbittlich naeher, 2. ungefaehr vier bis fuenf Seiten basieren auf einer falschen Annahme und 3. habe ich weder fuer 1. noch fuer 2. eine Loesung parat. Bemitleidet mich, bitte.
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17.7.2006
Posted in Theory at 20:07 by Rafayel
Aergerlich ist es, beim Korrekturlesen der eigenen Diplomarbeit einen Fehler im zugehoerigen englischen Paper zu finden.
Richtig nervenzermuerbend wird es aber, wenn man nicht sicher sein kann, ob es wirklich eine falsche Formel oder "nur" ein Denkfehler in den eigenen Ueberlegungen ist.
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7.7.2006
Posted in Reality, Theory at 18:41 by Rafayel
Heiss. Schwuel. Erste Regentropfen. Bewoelkt.
Tok (T) und Raffi (R) vollgepackt mit dem Wochenendeinkauf auf dem Weg nach Hause.
T (strahlt dabei ueber's ganze Gesicht): Juchu, es donnert!
R: Nein, das ist nur die Strassenbahn dort drueben.
T: Menno.
Wieder daheim. Tok erklaert Raffi, warum seine Transpiration im direkten Zusammenhang mit Gewitter steht.
R: Das laeuft wieder in Baechen …
T: Klar, das liegt am Luftdruck. Wie beim Gewitter. Das braucht Luftdruck, -feuchtigkeit und Hitze.
R: Und ich dachte immer, das haette was mit elektrostatischer Aufladung zu tun.
T: Klar, das auch. In deinem Schweiss sind Salze und die haben Angst vor Gewitter. Deswegen fliehen die Tropfen. Oder so.
Wieder was gelernt.
PS: Laut Tok liegt das aber alles auch an der Uni, weil "Hitze + Mikrobiologie = Hirnmatsch".
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1.7.2006
Posted in Theory at 11:59 by Rafayel
IQ-Tests – je nach Ergebnis liebt oder hasst man sie. Ich finde sie einfach nur bloed. In meinem Leben habe ich bisher nur einmal so ein Teil ausprobiert, irgendwann in der achten Klasse oder so, und nach 90 Minuten erfahren, dass ich mit meinem Hirn leider (noch) nicht in die Mensa gehen darf. Okay, kein Problem, der Verein ist mir eh suspekt. Wahrscheinlich hat jeder schon mal so einen Test mitgemacht – und sei es nur bei den Fernsehshows, die dann herausfinden, dass die Gruppe der Zuhaelter klueger als die Gruppe der Mathematiklehrer ist. Eigentlich kein Wunder, rechnen die Lehrer falsch, sagt ihnen das im schlimmsten Fall irgendein vorlautes Kind, verrechnet sich der Zuhaelter, kann ihn das schnell mal sein neues Goldkettchen kosten.
Naja, und dann gab's es noch diese Studie ueber die Aenderung des IQs durch Urlaub, Sport etc. Ich glaube, das Ergebnis war, durch Urlaub geht es bis zu zehn Punkte runter, durch Sport ein paar Punkte rauf. Den Urlaub kann ich ja noch nachvollziehen (auch wenn der Betrag eindeutig auf einen Ballermann-Urlaub hindeutet), aber durch ein wenig Schwitzen klueger zu werden, halte ich fuer ziemlich fragwuerdig.
Das Problem an diesem Test sind die Aufgaben, irgendwie logisch. Und da sowieso alle Welt daran rumkritisiert, moechte ich diesmal keine Ausnahme sein. Schauen wir uns doch mal ein paar der Aufgaben (soweit ich das nach den Jahren noch aus meinem Gedaechtnis bekomme) an.
Da gibt es zum einen die Sprachaufgaben. Super, Sprache hat sicher etwas mit Intelligenz zu tun, nur wie soll man das objektiv messen, wenn die Sprache an sich schon problematisch (und bis auf wenige Ausnahmen weder regulaer noch kontextfrei) ist? Kleines Beispiel gefaellig?
Der Mensch verhaelt sich zu Wasser wie ein Tiefseefisch zu … ?
a) Wasser
b) Druck
c) Alkohol
d) Iglu
Na? Keine Ahnung? Jo.
Zur Aufloesung: Sowohl a), b) als auch c) sind korrekte Antworten. Der Mensch besteht zum groessten Teil aus Wasser (a), benoetigt Wasser zum Leben (der Tiefseefisch braucht den Druck tiefer Gewaesser, also b) und laesst sich durch (destilliertes) Wasser toeten (Alkohol toetet auch so ziemlich jedes Lebewesen, also c). Nur ein Zusammenhang mit einem Iglu laesst sich nicht so einfach herstellen.
Dies war zwar ein recht extremes Beispiel, aber ich bin mir sehr sicher, dass solche Mehrdeutigkeiten auch in "offiziellen" Tests vorkommen und den Pruefling somit verwirren. Diese (sehr beliebte) Art der Fragen ist also eindeutig nicht fuer einen solchen Test geeignet.
Kommen wir zum mathematischen Teil, die Zahlenfolgen. Wer kennt es nicht, gegeben sind mehrere geordnete Zahlen und die Aufgabe besteht in Bestimmung der Bildungsvorschrift, sodass die naechste Zahl als Loesung aufgeschrieben werden kann. Diese Aufgabe ist sogar noch sehr viel ungeeigneter als die oben besprochene Sprachaufgabe. Warum? Ganz einfach, _jede_ beliebige Zahl kann Loesung der Aufgabe sein!
Auch hierzu wieder ein Beispiel von mir:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, …?
Na, was ist wohl die naechste Zahl? In einem IQ-Test wuerde natuerlich jeder 11 hinschreiben und zur naechsten Aufgabe uebergeben. Aber die "korrekte" Antwort in meinem Test ist 42, was sonst. Und hier die Bildungsvorschrift
f(x) = 31/3628800*x^10 – 341/725760*x^9 + 341/30240*x^8 – 3751/24192*x^7 + 232903/172800*x^6 – 266321/34560*x^5 + 10592483/362880*x^4 – 2606945/36288*x^3 + 5491123/50400*x^2 – 226291/2520*x + 31
Setzt man in diese Gleichung x=1, x=2, …, x=10 ein, so erhaelt man genau die Werte 1, 2, …, 10 der Zahlenfolge. Und fuer x=11 den naechsten Wert: 42. Das ist keine Zauberei, sondern simple Polynominterpolation, wahlweise in den Geschmacksrichtungen Lagrange oder Newton. Und wer mehr darueber erfahren will, setzt sich einfach in eine Numerik-Vorlesung der naechstbesten Uni, dort wird das bis zum Erbrechen durchgekaut.
Ach, und falls jetzt jemand mit dem Argument kommt, man solle doch die einfachste Bildungsvorschrift nehmen: Ziemlich bloeder Vorschlag, denn wonach bestimmt man die Einfachheit? Und noch schlimmer, wie soll ich in endlicher Zeit unendlich viele Einfachheiten bestimmen und deren Maximum ermitteln? Aehnliches laesst sich ueber 'nimm halt die erste, die dir einfaellt' schreiben …
Fazit: Weder die auf Sprache noch auf Mathematik basierenden Fragen sind geeignet oder einem IQ-Test auch nur wuerdig. Uebrig bleiben die Aufgaben ueber Muster und raeumliche Vorstellung. Auch hier kann man sicher Schwachstellen finden, aber meiner Meinung nach tendieren diese Aufgaben schon eher in die richtige Richtung. Leider sind dies auch genau jene, die mir ganz und gar nicht liegen.
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29.6.2006
Posted in Theory at 14:10 by Rafayel
Nachdem in letzter Zeit die Besucherzahlen des TokBlogs ganz ordentlich gestiegen sind, wird es dringend Zeit fuer entsprechende Gegenmaßnahmen (aua, nicht hauen, Tok). Deswegen moechte ich heute ueber etwas ueberaus Abschreckendes schreiben: Feiertage.
Okay, bekommt euch wieder ein – das wird knochentrockener Stoff. Und damit meine ich nichtmal die Familien-Besuchs-Feiertage, sondern ganz allgemein die der beweglichen Sorte (das hat nix mit Alkohol zu tun, sonst wuerden die ja schwankende Feiertage genannt werden).
Für die meisten von uns gibt es ja eh nur drei Typen von Feiertagen:
- Die, die man vergisst, weil irgendjemand beschenkt werden will/muss,
- die, an denen nichts los ist und man sich hoechstens ueber den leeren Kuehlschrank aufregt
- und die, auf die man sich freut, weil man selbst der "irgendjemand" vom ersten Punkt ist.
Doch fast noch wichtiger ist die Einteilung in feste und bewegliche Feiertage, denn das liefert einem (zumindest fuer letzteren Fall) auch gleich noch eine Ausrede fuer seine eigene Vergesslichkeit. Denn woher weiss man eigentlich, auf welches Datum ein bestimmter Feiertag in diesem Jahr faellt? Abgesehen davon, dass man mogeln und in den Kalender schauen kann …
Das Interessante an der Sache ist, dass man nur einen einzigen dieser verflixt-unbestaendigen Feiertage kennen muss und den Rest (von zwei mir bekannten Ausnahmen abgesehen) durch Abzaehlen an Haenden und Fuessen (im Falle von Pfingsten braucht man dann aber noch ein paar Freunde) herausfinden kann. Dieser "Urfeiertag" ist der Ostersonntag.
Bisher war ich der Meinung, der Ostersonntag ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Fruehlingsbeginn. Aber falls ihr das schon fuer kompliziert haltet, dann probiert's mal folgenden Auszug:
Aus einem Schreiben Kaiser Konstantins sowie einem der Synode lässt sich schließen, dass das Osterfest zu feiern sei:
- an einem Sonntag
- nach dem jüdischen Pessahfest
- nach Frühlingsbeginn.
Obwohl das Pessahfest der Juden nach der Bibel (2 Moses 12) am 14. Tag des ersten Monats (Nisan bei Moses Abib) zu feiern war […] Der jüdische Kalender ist ein Lunisolarkalender, bei dem ein Monat mit der ersten Sichtbarkeit des Mondes (nicht unserem Neumond) beginnt. Daher liegt der 14. Nisan in der Nähe, aber nicht notwendigerweise auf dem Tag des Vollmondes.
Quelle: Wikipedia
Dazu kann ich nur sagen: Yeah!
Nun gut, zum Glueck gibt's dafuer eine (eine? dutzende!) Formel, die eben jenen Sonntag berechnen kann. Falls jemand Links auf weiterfuehrende Artikel zu dem Thema kennt (also wie diese Formel genau "funktioniert"), waere ich ueber eine Rueckmeldung sehr erfreut.
Jetzt haben wir also diesen Ostersonntag – und wie geht's weiter? Dazu addiert man je nach Feiertag einfach eine bestimmte Anzahl von Tagen auf den Ostersonntag und weiss genau, wann der Wecker mal wieder still bleiben darf. Eigentlich alles ganz einfach, oder?
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1.5.2006
Posted in Theory at 14:03 by Rafayel
Als Einstimmung auf diese Kategorie kann nur Goedel oder Turing in Frage kommen, aber noch besser sind natuerlich beide zusammen:
A Refutation of Penrose's Godel-Turing Proof that Computational Artificial Intelligence is Impossible
In diesem Sinne: keine Chance fuer Intelligenz.
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