17.9.2006

Milch, weit gereist.

Posted in Labor at 14:21 by Tokbela

Mein Ziel war es, Milchreis zu kochen. Milchreis mit Zucker und Zimt. Koestlich, herbstlich, mit ganz vielen Kalorien zum schaemen und dem Duft nach Abenteuer.

Gestern haben wir die Zutaten im Einkaufsparadies geholt, heute wollte ich zur Sache kommen. Nicht testweise, meine Milchreiserfahrung ist gross. Klassisch mit losem Reis, als Instantware, wahlweise mit heisser Milch oder heissem Wasser aufzugiessen, als Fertigprodukt fuer den kleinen Hunger. Ich hatte sie alle.

Umso erstaunter war ich, als ich meine gestrige Errungenschaft (loser Reis, dachte ich) in die Hand nahm. Portionsbeutel? Bitte? Bei Milchreis, der die ganze Milch aufzunehmen hat, wo man also nix abgiessen muss? Fomisch, wuerde der Foenig sagen. Muss ich bloggen, sagte die Tok.

Aber erst setzte ich einen halben Liter Milch auf den Herd. In einem Topf. Auf die heisse Platte. Versteht sich. Den Tipp hatte ich aus der auf der Packung aufgedruckten Kochanleitung, in der auch stand, ich haette die Portionsbeutel aufzuschneiden und in die Milch zu kippen, so sie denn bald koche.

Das machte dann Sinn, irgendwie. Fuer Leute ohne Waage sicherlich ganz praktisch. Mein Umweltbewusstsein rebellierte zwar, aber mitgedacht hatten die Leute schon, dachte ich.

Bis ich die Kochanleitung mal genauer las. Wie, 10g Zucker? Wie soll die waagenlose Zielgruppe 10g Zucker abwiegen? Und nein, sowas wie "ein gestrichener Essloeffel" stand da nicht. Fomisch, sagte jetzt auch Tok und holte ihr Notebook, der heisser werdenden Milch wegen.

Dann kruemelte ich, im Geiste bereits mit dem Blogeintrag beschaeftigt, Salz in die Milch und ueberlegte mir, ob ich Suessstoff oder Zucker nehmen solle. Wenn schon Kalorien, dann richtig, also Zucker. Ich gehoere uebrigens zur waagenlosen Zielgruppe, seitdem Nicole ausgezogen ist.

Aber Frau weiss sich ja zu helfen, wofuer studiere ich schliesslich etwas Naturwissenschaftliches? Also ab in den Vorratsraum, zu den Puddingpulverpaeckchen. Die darauf vermerkten Zuckermengenangaben sind naemlich sowohl in Gramm, als auch in Essloeffeln und Dreisatz bekomme ich noch gerade so hin. 4 EL entsprechen 30g Zucker, also bekomme ich 10 Gramm aus.. Scheisse, die Milch!

Tatsaechlich hatte die pasteurisierte, homogenisierte und weitgehend entfettete Fluessigkeit sich zum Ausdruecken ueberschaeumender Freude genau den Augenblick ausgesucht, in dem ich im Kaemmerchen verschwunden war. Mist. 

Der Dreisatz war vergessen, das Notebook auch, jetzt galt es, schnell und ueberlegt zu handeln. Topf weg von der heissen Platte (ueberschwappende Milch ignorieren), Lappen nassmachen, Sauerei entfernen. Das alles in Rekordzeit und ohne zu fluchen. Anschliessend – nach kurzer Kontrolle des Topfbodens – noch ein bisschen nachgiessen und den gereinigten Topf auf einer anderen Platte weitererhitzen. 

Mit Argusaugen ueberwachte ich daraufhin die Milch, und obwohl Wasser ja bekanntlich nie heiss wird, solange man es beobachtet, blubberte es bereits nach kurzer Zeit erneut. Also Reis rein, Temperatur reduziert und mit Notebook in den Sessel gekuschelt. Gluecklicherweise kann ich blind tippen, sodass der Topf in den ersten Minuten noch immer argwoehnisch beobachtet wurde.

Inzwischen (nach den auf der Packung angegebenen 20 Minuten Garzeit, mit mehr Umruehren als angegeben) haben sich im Milchreis zwei Parteien gebildet. Eine dunkeldunkle und eine helle. Die dunkle laesst sich nicht mehr vom Topfboden abkriegen und bekommt daher ein Seifenwasserbad, die helle schmeckt nach Milchreis und wird gleich mit Zucker und Zimt verspeist.

8 Responses to “Milch, weit gereist.”

  1. gralkor Says:

    au weia.
    Verbrannter Milchreis.

    und wenn Du den Topf mit Spuelmittel und Wasser noch mal durchkochst, bekommst Du den Schmodder leicht wieder raus.

    G.

  2. Tokbela Says:

    Naja, ich hab da dann nur kochendes Wasser und Spuelmittel reingemacht, erstmal zum Einweichen. Wenn es gleich nicht leicht abgeht, setze ich es aber nochmal auf den Herd, danke fuer den Tipp!
    Und der Restreis (der unangebrannte) schmeckte richtig gut und kein bisschen rustikal.

  3. Uwe Says:

    Ich glaub bei Gelegenheit verrate ich dir mal das Milchreisgeheimrezept meiner Oma, das dauert zwar ewig, ist aber extrem lecker und anbrennen tut da auch nix.

  4. Tokbela Says:

    Na, da bin ich mal gespannt. Werde das auch gleich nachkochen. Versprochen. Und drueber bloggen, bin ja staatlich anerkannter Exhibitionist, oder so.

  5. Uwe Says:

    “Zuerst gebe man ein Glas Wein in den Koch.” Und von welchem Staate anerkannt?

  6. Tokbela Says:

    Von der Republik Kleinbloggersdorf. Die mit der Meinungsfreiheit. Denn ein bisschen exhibitionistisch sind wir doch alle. (Ich zB besitze einen Badeanzug.)

  7. Uwe Says:

    Hmm, ich zum Beispiel besitze keinen Badeanzug – und nu?

  8. Tokbela Says:

    Hm. Weiss ich auch nicht. Muss ich erst die kleinbloggersdorfische Verfassung lesen. ( ;

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