12.9.2006

Wir haben’s getan!

Posted in Parkbank at 21:54 by Tokbela

Lange war es geplant, wurde immer wieder verschoben. Doch heute war es soweit: Heidesee, wir kommen!

bild-005sx.jpg Nach dem Schmieren von 10 Ueberraschungsbroetchen (Raffi wird in den Kommentaren sicherlich erklaeren, was es damit auf sich hat), dem Packen der Rucksaecke und ein wenig StraBaFahrt waren wir dann auch endlich am ersten Etappenziel: Raffis Vergangenheit. Tatsaechlich ging es an seinen alten Schulen und sonstigen Kinderaufbewahrungsanstalten vorbei, ausserdem an dem Haus, in dem er die praegenden Jahre seiner Kindheit und Jugend verbracht hat. bild-004sx.jpg Dann noch kurz durch Nietleben (dort fanden wir im Vorgarten eines Hauses eine Miniburg), und schon standen wir am See und sahen nackte, alte Menschen. 

Ich komme aus dem Westen. Bei uns gibt es kein oder nur sehr wenig FKK. Ich wusste also nicht, was ich tun sollte. Gucken oder erroetend wegschauen? Ignorieren? Raffi drauf ansprechen?  Wir entschieden uns daraufhin spontan, bild-031sx.jpg einen komplett anderen Weg zu nehmen (naemlich gegen den Uhrzeigersinn um den See herum statt im) und begannen schon nach wenigen Schritten unsere erste Rast mit Blick auf den friedlich daligenden See. Nach mehr als einem Kilometer (nicht lachen!) durch die Sonne mit moerderischem 3,5-Schritte-pro-Sekunde-Tempo darf man das. Ich zumindest.

bild-010sx.jpg Wir liefen daraufhin um den See herum, immer auf der Suche nach einem schoenen Strandabschnitt zum Beine-im-Wasser-baumeln-lassen. Aber nix war. Erst war das Ufer mit groben Steinen aufgefuellt worden, dann ging der Weg lange Zeit durch den Wald (dabei fanden wir die tote Spitzmaus, die wir gleich und fuer Jette fotografierten). Das war aber nicht weiter tragisch, war es doch im Wald schoen kuehl, still und schattig.  

bild-029sx.jpg Dann sahen wir – inzwischen mehr als halb um den See herum – einen kleinen, niedlichen Strand, auf dem ein Mann mit Hund (im Wasser tobend) und eine dem schoenen Zeitvertreib des FKK froenende Rentnerin zu bewundern waren. Wir setzten uns dann still in den Schatten und verspeisten ein Broetchen. War nix mit Fuessewaessern. Als dann der im Adamskostuem gewandete Ehegatte der Rentnerin auftauchte und kurze Zeit spaeter auch noch zwei Frauen ihre Trethupen Terrier an den Strand fuehrten, war es mit der kaum vorhandenen Gemuetlichkeit auch schon wieder vorbei. bild-009sx.jpg Einer der Katzen Hunde fand naemlich die alten Menschen hoechst interessant, waehrend Frauchen mit jahrelang kasernentrainierter Stimme kreischte, "Friiiieda!" solle das doch gefaelligst lassen und bei Fuss kommen. Unterdessen erzaehlte die andere Frau ihrem Hund, er solle mal gucken, was "Friiiieda!" da mache…

bild-021sx.jpg Kurze Zeit spaeter erreichten wir endlich einen Rastplatz nach meinem Geschmack: Einen kleinen menschenleeren Steg. Auf dem huepften/lagen/knipsten wir solange herum (sogar einen Fisch sah ich!), bis "Friiiieda!" um die Ecke kam. Anschliessend kamen wir an ein hoechst befremdliches Plaetzchen: Eine Art Sandhuegel, an dem die Erosion so lange genagt hat, bis die Wurzeln der angrenzenden Baumriesen brachlagen. bild-022sx.jpg Hatte etwas vom Amazonas-Urwald mit seinen Mangrovenwaeldern. Der Weg den Sandhaufen hinauf war sehr anstrengend, wer schon einmal eine Duenenwanderung gemacht hat, wird mich verstehen. Raffi war klueger als ich und ging am Rand unter den Baeumen entlang, wo der Boden bedeutend fester war. 

bild-026sx.jpg Nach ein paar Fotos und nur wenig Sand in meinen Schuhen zeigte Raffi mir seine beiden Lieblingsbaeume. Einer war eine riesige Eiche, deren Stamm etwa dreimal so breit war wie ich (die Beweisfotos gibt es vielleicht spaeter). Wenn man als kleiner, unbedeutender Mensch davorsteht, merkt man im ersten Moment zwar, dass der Baum sehr gross ist, aber die tatsaechlichen Dimensionen blieben mir bis zum Beschauen des Fotos unklar.  bild-030sx.jpg Der zweite Baum stand nah am Wasser und lud mit seinen beinahe waagerecht liegenden Aesten zum Verweilen ein. Die sind allerdings schwer zu beklettern, was ich zu Raffis groesstem Vergnuegen ausgiebig experimentell bewiesen habe.

Nach einem kurzen Weg nah am FKK-Strand vorbei standen wir wieder mitten in Nietleben, wo wir mehrere kleine Umwege machten, um schliesslich durch das "Waeldchen" und an der Eselsmuehle vorbei zu gehen. Dann – beinahe am Ende unserer Reise – kamen wir noch an einem Plus vorbei, an dem wir uns nicht nur mit kuehlen Getraenken eindeckten, sondern auch Geschirrtuecher und ein Scherenset erstanden. Fragt nicht, denn das war noetig.

Nach 6,3 Kilometern und einer Menge Sonne waren wir dann schlussendlich (schwitzend und mit geschwollenen Haenden) an der Strassenbahnhaltestelle. Unser naechstes Freizeitwandervergnuegen wird uns in die Doelauer Heide fuehren und ist – laut Karte – nur halb so lang. 

Eine sonnengestochene Tok, die ihren Raffiring inzwischen wieder drehen und sogar ausziehen kann, wuenscht gute Nacht. 

[Update:]

Raffi sagt, Hund hiess "Fiiiiiiiiiiiiiinchen!". Raffi muss das wissen. 

2 Responses to “Wir haben’s getan!”

  1. Rafayel Says:

    Ueberraschungsbroetchen, das: Zum Verzehr als Reise- oder Ausflugsproviant gedachtes belegtes Broetchen, eingewickelt in Alufolie oder Butterbrotpapier.

    Da bis auf die Person, welche die Broetchen zubereitet hat, niemand weiss, auf welchem Broetchen welche Speise anzutreffen ist, tritt beim Auswickeln meist ein (positiver) Ueberraschungseffekt auf.

    Unter Anhaengern der Ueberraschungsbroetchen ist es ueblich, diesen Effekt durch die Bedingung, ein entlarvtes Broetchen auch zu verspeisen und nicht etwa wieder einzuwickeln, zu verstaerken.

    Ausnahmen werden dabei nur beim Verzehr mehrerer Broetchen in kurzen Abstaenden gemacht, wobei vermieden werden darf, suessen und herzhaften Belag zu kombinieren.

  2. jette Says:

    Oh, vielen Dank!!
    (Hab ich jetzt erst gelesen, deshlab verspätet.)
    Ich freu mich. Ich bin auch gerührt.

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