11.9.2006

Dreck, nostalgisch.

Posted in Parkbank at 17:53 by Tokbela

Staub knirscht zwischen den Zaehnen, die Ohren sind tiefbraun, genau wie das gesamte Gesicht. Die Kopfhaut juckt und wenn man dem Drang zu kratzen nachgibt, bekommen die Fingernaegel dabei den schoensten Trauerrand seit Einfuehrung der Farbe Schwarz. Ueberhaupt hat das Thema "Fingernaegel" in den letzten Minuten eine ganz eigene Bedeutung bekommen. Die sind naemlich jetzt der (Alp-)Traum einer jeden Manikuere, schartig und stumpf. Und dreckig, natuerlich. 

 Nein, ich habe weder eine ansteckende Krankheit noch einen Survival-Urlaub hinter mir. Ich sass einfach mal wieder auf einem alten Kartoffelroder, um zwei Reihen Kartoffeln aus der Erde zu holen. Ja, es gibt noch Menschen, die das nicht vollautomatisch machen und ja, Kartoffeln wachsen in der Erde. Ergebnis war – neben 6 Saecken Kartoffeln – eine Tok, die an Dreckigkeit nur von ihrer Kleidung uebertroffen wurde.

Es gibt eben Situationen, in denen Windrichtungen eine Rolle spielen. Und ich rede nun nicht vom Pinkeln.

Kurz zum Funktionsprinzip:

 Am hinteren Ende des Roders werden Kartoffeln samt Erde und Unkraut Wildkrautbewuchs aus dem Boden gepfluegt und spielen anschliessend Lotto. Soll heissen, dass sie solange in der Trommel (welche wie alle absichtlich beweglichen Teile ueber die Zapfwelle angetrieben wird) hin- und herbewegt werden, bis eine der dort befestigten Schaufeln sie ergreift und nach oben auf das Foerderband (welches aus Metallstreben besteht) bewegt. Waehrend der Rotation der Trommel faellt schon viel Erde einfach durch die Zwischenraeume heraus und stoert so nicht weiter.

 Dort wird das Kartoffel-Resterde-Unkraut-Gemisch an fleissigen, adleraeugigen, flinken und schmutzresistenten Menschen mit hoffentlich kurzen Fingernaegeln vorbeigefahren, die sich die Kartoffeln herausholen und auf die kleinen Foerderbaender direkt vor sich werfen legen. Was nicht vom grossen Band geholt wird, faellt auf eine Rutsche und landet neben dem Roder, die kleinen Baender fuehren direkt zu Kartoffelsaecken. 

Es handelt sich also – so meine Meinung nach Lektuere des Wikipedia-Artikels – um eine Mischform zwischen Siebroder und Kartoffelvollernter. Sieb ist vorhanden, die speziellen "Trenngeraete" sind Menschen.

3 Responses to “Dreck, nostalgisch.”

  1. emily Says:

    fleißig, fleißig. und schön, wenn nach getaner arbeit ein ergebnis sichtbar ist, wie in Ihrem fall die sechs säcke kartoffeln. da ist der dreck doch nebensächlich ;-)
    jetzt aber ab in die badewanne, die haben Sie sich wirklich verdient!!!

  2. Tokbela Says:

    Hach, das war Samstag schon. Und heute beim Duschen habe ich wieder Ueberreste gefunden. Diese Eifelerde ist aber auch verdammt anhaenglich…

  3. Rafayel Says:

    Aber ‘ne Badewanne haette ich trotzdem gern, auch wenn ich eher selten auf dem Feld arbeite.

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