17.8.2006
Ueber die Eine und die Andere
Eigentlich gehen wir immer recht zeitig einkaufen, also vor 18 Uhr. Nun hat es sich jedoch bereits zwei Mal ergeben, dass wir uns erst ungefaehr um 19 Uhr loseisen konnten und dementsprechend spaet unterwegs waren. Das erste Mal war an einem Samstag. Das Publikum war erwartungsgemaess: Aeltere Damen (jenseits der 80) und junge Erwachsene, erstere mit Toilettenpapier und Katzenfutter, letztere geschlechtsabhaengig mit Bierkaesten oder Sektflaschen bewaffnet. Samstag halt.
Der zweite Einkauf nach 18 Uhr war heute, an einem Donnerstag. Schon beim Eintritt in den Laden fiel uns das Publikum auf. Manch einer wuerde sagen, es waere jung, frisch und dynamisch gewesen. Ich fand dafuer nur ein Wort: Tussen.
An der Kasse stellten sich zwei der Damen direkt hinter mich. Ihren Plan fuer den Abend konnte ich leicht ueberschauen: Bei einem Rahmschnitzel ein Bierchen zischen. Zumindest schleppte die Eine einen Kasten Bitburger und die Andere alles, was man fuer diese Art Abendessen braucht: Sahne, Schnitzelchen, Maggi Fix fuer Rahmschnitzel, eine Flasche Oel, Pfeffer und Salz. Es lebe der gut sortierte Haushalt.
Da sie recht nah hinter mir standen (ich tippe auf etwa zehn Zentimeter Durchschnittsabstand; dafuer sprachen die staendigen Kontakte meines Rueckens mit spitzen Ellbogen an gestikulierenden Aermchen), konnte ich ihrem Gespraech sehr entspannt lauschen. Es ist nichts fuer die Ewigkeit, hat mich aber gut amuesiert.
Erst (sie waren noch weiter weg) ging es um die Kassenwahl. Die Eine zog die Andere an "unsere" Schlange mit dem Argument, da sei viel weniger los. Ihr fiel auch erst nach zehn Sekunden auf: "Oh maaaaan, das schleicht ja hier!" – "Jaa, aber hier ist der Kassierer!"
Tatsaechlich standen wir an der Kasse mit dem einzigen maennlichen Mitarbeiter des Ladens, der auch ab und zu sichtbar ist. Den anderen kenne ich nur vom "so sieht uebrigens der Marktleiter aus"-Foto.
Nachdem diese wichtige Frage geklaert war, kuemmerte man sich schon gedanklich ums Abendessen. "Da, hier musst du das Fett wegschneiden." – "Iih, ist das eklig, da muss ich bestimmt kotzen, mach du das lieber!" – "Nee, ich find das soo widerlich! Rohes Fleisch, igittigitt."…
Das war der lustige Teil. Jetzt kommt der unlustige. Nachdem geklaert war, wer von den Beiden den staerkeren Wuergereiz entwickelte, konnten sie sich den wirklich wichtigen Themen widmen: Meiner Bekleidung.
"Baeh, riecht das T-Shirt getragen!" hoerte ich nur, bevor ich meine gesamte Konzentration aufbringen musste, um mich zu zwingen, mich nicht umzudrehen und den Tussis eine andere Kasse oder besser ein anderes Land zu empfehlen. Ich habe mich heute Mittag geduscht, aber wenn man bei der Hitze Kleidung traegt, darf man nicht erwarten, dass sie Abends noch nach dem frischesten Fruehling himself riecht. Wirklich nicht. Vor allem nicht aus 10cm Entfernung.
Ich moechte ein T-Shirt. "Tussis sollten Abstand halten!". Oder – Vorschlag von Raffi: "Ich stinke, damit du wegbleibst."
Und wenn ich demnaechst einen Blogeintrag lese, in dem sich eine junge Frau ueber die aetzende, fette und stinkende Schlampe beschwert, die vor ihr an der Kasse stand und nichtmal eine moderne Frisur hatte, fuehle ich mich nicht schlecht. Noe. Denn ich bin scheisse, damit du Spass hast.
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