30.7.2006

AnsichtsWandel

Posted in Parkbank at 18:01 by Tokbela

WandelHalle – Stadt als Ansichtssache.

So hiess eine Ausstellung, in der Eltern, Raffi und ich gestern waren. 

Darauf aufmerksam gemacht wurde ich von einer Strassenbahndurchsage, die jeweils knapp vor der Haltestelle "Saline" vom Band gelassen wurde. Die Intonation und der Sprachrhythmus waren wie die Qualitaet der Aufnahme; naemlich grottig. Ist aber nichts Besonderes, weil die HAVAG es bis auf eine englische Werbung fuer irgendein Haendelfestspiel bisher nicht fertiggebracht hat, in ihren Bahnen ansprechende und verstaendliche Informationsdurchsagen anzubieten. Inzwischen liebe ich Sprachcomputer. Aber zurueck zum Thema.

Im Rahmen einer Samstagsausflugsorganisation (Eltern waren ja da, denen muss man ja was bieten und den Zoo haben wir bereits besucht) bin ich wieder ueber diesen seltsamen Titel gestolpert und habe die Webseite mal quergelesen.

Dadurch, dass das Ganze (also die Ausstellung) nur einen Euro kosten sollte und zudem in der Naehe des Halloren- und Salinemuseums stattfindet, welches ich mir bei Gelegenheit eh mal anschauen wollte, wurde es tatsaechlich unser Ausflugsziel.

Der grosse, mit seinem durch an Gerueste erinnernde Stahlstreben abgestuetzten Fachwerkgehoelz und den rohen Ziegelmauern sehr robust wirkende Ausstellungsraum ist in insgesamt zehn kleinere Raeume unterteilt worden. In diesen teils geschlossenen, teils offenen Unterraeumen werden verschiedene Themen des Aus-, Ab- und Umbaues Halles behandelt; teils als Multimediashow, teils durch Schautafeln verdeutlicht. Die Raeume sind durchnummeriert, muessen jedoch nicht in der angegebenen Reihenfolge durchlaufen werden, da die Themen weitestgehend unabhaengig voneinander sind. Die Raeume in der angegebenen Reihenfolge zu durchlaufen ist uebrigens anstrengend (da zickzack) und orientierungssinntrainierend.

Gleich zu Anfang erwartet einen eine Zeitraffersequenz, in der der Abbau eines Plattenbaus dokumentiert wird. Am Ende des Filmchens beginnt der Abbau nicht von vorne, vielmehr wird der Film in umgekehrter Richtung nochmals gezeigt, sodass der Eindruck entsteht, das Haus wuerde wieder aufgebaut. Dieser an das Spielen mit Lego-Steinen erinnernde Effekt hat mir als Wessi wohl am Besten gezeigt, was "Platte" ueberhaupt bedeutet. (Klar war es mir schon vorher, aber so anschaulich habe ich es noch nie gesehen)

Die Themen in den Raeumen reichen vom geplanten Rueckbau der Silberhoehe ueber die Saale bis hin zu Bevoelkerungsentwicklungen und Altersschichten verschiedener Stadtteile. Alles ist sehr anschaulich dargestellt; Fotos, Statistiken, Monitore und Texte wechseln sich als Medium der Wahl ab und jeder Raum hat seine eigene typische Tonkulisse.

Teilweise ist zwar nicht klar, wie genau diese "Ausstellung zum Mitmachen" funktioniert und beim Toilettengang muss man stark aufpassen, dass man beim Hinsetzen sein Ohr nicht an der Tuerklinke aufhaengt (an dieser Stelle bitte nicht lachen), doch Alles in Allem ist es eine schoene, informative, interessante und auch spannende (schonmal ueber ein grosses Satellitenfoto von Halle gelaufen?) Ausstellung, die nicht nur guenstig (fuer den Eintrittspreis bekommt man zwei Informationsheftchen und vier postkartengrosse Bilder mit historischen Fotos kostenlos) und zentral gelegen ist, sondern auch fuer Hallenser, Halloren, Hallunken und Auswaertige rundherum Spass macht.

(Toll fand ich ja auch, dass sie dort original hallensische Muelleimer verwenden.. aber das nur am Rande.) 

One Response to “AnsichtsWandel”

  1. Rafayel Says:

    Insgesamt moechte ich mich der Meinung von Tok anschliessen, auch mir hat die Ausstellung gefallen, aber …

    Es war nicht zu uebersehen, dass an der Ausstellung einige Studenten der Burg Giebichenstein (“Hochschule fuer Kunst und Design Halle”) mitgewirkt haben. Das waere auch nicht weiter schlimm, wenn nicht (vermutlich) diese Studenten in einem der zehn Raeume ihre Meinungen zum Thema “Patient Halle” beschrieben haetten. Die Aufmachung erinnerte an ein Krankenhaus (inkl. Original-Tuerschilder), die Vorschlaege waren in meinen Augen vom Typ Wenn-wir-unendlich-Geld-und-uns-alle-lieb-haetten und natuerlich fehlte auch das obligatorische Fremdwoerter-Weitwerfen im zugehoerigen Erklaerungstext nicht:

    Mit Hilfe von Akupunktur kann ein Projekt zur Initialzuendung fuer die Regeneration des gesamten Quartiers werden. Aber wo der Organismus schon abgestorben ist und eine Sanierung voellig unwirtschaftlich wird, sind chirurgische Eingriffe leider unvermeidbar, um den Gesamtorganismus nicht zu gefaehren.

    Ja, die reden noch immer von der Haendelstadt Halle. Dazu kann ich nur sagen: Thema und Zielgruppe (der Ausstellung) verfehlt. Oder um das Niveau zu halten: Dies beleidigt meinen Intellekt.

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