29.7.2006

Howto: Leben (Kapitel II)

Posted in Reality at 00:31 by Rafayel

In meinem ersten Beitrag zu dieser Howto-Reihe ging es um Supermaerkte. Mit denen kann man viel Freude haben – doch nur, wenn das noetige Kleingeld vorhanden ist. Und da dessen Verwaltung somit jeden von uns betrifft, handelt mein heutiges Howto von Banken.

Ab einem gewissen Alter besitzt jeder (mindestens) ein Konto bei einem der zahlreichen Dienstleister. Früher im wilden Westen war das alles ganz einfach: Es gab nur eine Bank in der Stadt, der gab man sein Geld und die wiederum gab das Geld an die taeglich anklopfenden Bankraeuber. Der Sheriff stellt sich den Bankraeubern, besiegte sie und gab das Geld den braven Buergern zurueck, die ihn dafuer bei der naechsten Wahl erneut zum Sheriff machten. Am naechsten Tag ging das ganze Spiel von vorne los und alle waren gluecklich, naja, bis auf die Bankraeuber im Gefaengnis.

Heute funktioniert alles online: Einzahlen, Auszahlen, Ueberweisen, Ausrauben. Deshalb gibt es seit neustem Banken, die gibt's eigentlich gar nicht. Denn die bieten diese Onlinefunktionen nicht nur als Alternative, sondern als einzige Interaktionsmoeglichkeit fuer die Kunden. Und damit die auf die nette Dame am Schalter und den Kontoauszugsdrucker verzichten, sind solche Konten meist billiger / kostenlos oder man bekommt sogar jeden Monat noch Geld dafuer.

Spaetestens hier horche ich auf. Wieso sollte mich jemand dafuer bezahlen, damit ich ihm Aufwand verursache? Okay, mit meinem Geld verdienen die Banken ja auch etwas, doch skeptisch bleibe ich.

Wenn man sich heute fuer eine Bank entscheiden muss, hat man im Prinzip die Wahl zwischen drei Moeglichkeiten: Entweder einen klassischen Konzern wie Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank und wie sie alle heissen. Die bieten Filialen in jeder groesseren Stadt, Geldautomaten, Onlinebanking und die Sicherheit, wahrscheinlich nicht gleich in den naechsten Monaten pleite zu gehen (eher werden sie aufgekauft oder so). Alles ganz gewoehnlich und unspektakulaer. Es gibt sicher auch mal gute Angebote, aber die Hauptausrichtung (in meinen Augen) liegt auf solide Leistungen.

Dann kommen die – ich nenn sie mal so – regionalen Anbieter und Verbunde. Klassiker ist sicher die Sparkasse oder die Volksbank Raiffeisenbank. Die heissen zwar ueberall gleich, doch haben die einzelnen "Gebiete" nur wenig miteinander zu tun. Das merkt man spaetestens dann, wenn man nach einem Umzug die ueblichen Dinge wie eine Ueberweisung erledigen will, aber das Konto nicht zu der Region gehoert. Das geht zwar fast immer, ist aber mit Umstaenden und oft sogar zusaetzlichen Kosten verbunden. Dafuer bieten diese Banken ein noch dichteres Filialennetz, was vorallem abseits groesserer Staedte ohne Auto von Vorteil ist.

Verbleiben die modernen Onlinebanken. Komplett auf 24h-Service im Netz ausgerichtet spielt es keine Rolle, wo man wohnt, wo man hinzieht und wie man aussieht – solange man Netzzugang besitzt. Durch die Einsparung jeglicher direkter Kundenkontakte koennen diese Banken natuerlich attraktive Pakete anbieten, gegen die oben genannte Klassiker blass aussehen. Da ich ein solches Angebot noch nicht getestet habe, kann ich natuerlich schlecht darueber urteilen. Aber es gibt Situationen, in denen ich dann doch lieber auf einem Stuhl sitze, waehrend mir mein Gegenueber geduldig erklaert, wieso ich bankrott bin und es fuer die naechsten 20 Jahre auch bleiben werde.

Ich besitze momentan zwei Konten, eines aus der ersten Kategorie und eines aus der zweiten Kategorie. Mit einem davon bin ich zufrieden, mit dem anderen nicht. Warum? Kleines Beispiel: Ich bin ja noch immer Student und muss deshalb keine Kontofuehrungsgebuehren zahlen – solange ich regelmaessig daran denke, meine Immatrikulationsbescheinigung abzugeben. Im aktuellen Semester habe ich es vergessen, natuerlich bei beiden Banken.

Bank #1 ruft einen Monat nach Semesterbeginn an und teilt mir mit, dass mein Konto aufgrund meines Fehlers eigentlich schon laengst haette umgestellt werden muessen. Ich bekaeme jedoch noch eine Chance und solle bitte am naechsten Tag so schnell wie moeglich vorbeikommen, um die Bescheinigung abzugeben. Mache ich doch mit Freuden, und die nette Dame am Schalter hat mir dann auch noch viel Glueck bei meiner Diplomarbeit gewuenscht, damit ich den Stress im September nicht nochmal habe. Und das ist bei weitem nicht das einzige positive Erlebnis, was ich mit dieser Bank hatte.

Bank #2 hat mein Konto umgestellt. Ohne zweite Chance (okay, kein Muss, aber das nenne ich Kundenservice), ohne Benachrichtung, ohne alles. Ich habe es nur an einer Abbuchung und deren Verwendungszweck bemerkt. Nimmt es mir jemand uebel, wenn ich mich darauf freue, das Konto bald aufloesen zu koennen? Und das ist bei weitem nicht das einzige negative Erlebnis, was ich mit dieser Bank hatte.

Jetzt hoere ich schon die Rufe: Bei Bank XYZ bezahlt aber niemand Kontofuehrungsgebuehren. Sorry, mein Geld ist mir ziemlich wichtig. Ich habe kein Problem damit, monatlich ein paar Euro zu bezahlen, um es gut aufgehoben zu wissen. Ich bin seit ca. acht Jahren Kunde bei Bank #1 und werde es auch noch lange bleiben. Denn die verstehen was von Kundenzufriedenheit und -bindung.

PS: Wer hinter Bank #1 und Bank #2 steckt, muss ich sicher nicht verraten. Wichtig sind eigentlich nur die Kategorien, denn innerhalb dieser werden sich die Leistungen nicht so stark unterscheiden. Und wer aufmerksam mitgelesen hat, bekommt diese Zuordnung bestimmt hin. 

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.