28.7.2006

Wenn ich gross bin..

Posted in Parkbank at 12:34 by Tokbela

Nachdem Raffi sich ueber seine beruflichen Perspektiven ausgelassen hat (jetzt, wo er sich demnaechst Dipl. Inf. nennen darf), moechte ich auch mal was dazu sagen.

Kleine Maedchen wollen oft Schauspielerin, Saengerin oder Lehrerin werden. Jedenfalls haette man die Rubrik "Was ich einmal werden will" in meinem "Meine Freunde"-Buch der Grundschule in genau diese drei Antwortmoeglichkeiten aufteilen koennen. Meine Interessen gingen da in ganz andere Richtungen…

Als Kind wollte ich Rettungshundefuehrerin werden. Da hatte ich naemlich frisch ein Buch ueber einen Rettungshund gelesen (Ajax hiessen Hund und Buch, glaube ich) und war von den Faehigkeiten von Hund und Mensch sehr beeindruckt.

Spaeter (nach ausgiebigem Staunen ueber Geschichtssendungen im Fernsehen) war dann Archaeologin der Traumberuf. Doch nach einer Sendung ueber das Leben von Archaeologen war der Traum vorbei. Wer will denn schon bei sengender Hitze in Staubloechern buddeln? 

Dann entdeckte ich die Gerichtsmedizin fuer mich. Nicht nur, weil man damit hervorragend die gesamte Verwand- und Bekanntschaft gruseln konnte, sondern weil ich es tatsaechlich wahnsinnig interessant fand. Allein die Vorstellung, dass man einer Leiche ansehen kann, wann, warum, woran, wo und wie sie gestorben ist, fand und finde ich auch jetzt noch toll. Daher habe ich im Rahmen der BOW, der Berufsorientierungswoche unserer Schule, ein Praktikum bei der Pathologie des Duerener Krankenhauses gemacht. In die Gerichtsmedizin nach Koeln durfte ich nicht; meine Bewerbung dort wurde mit der Begruendung, sie wuerden grundsaetzlich keine Praktikanten aufnehmen, abgelehnt.

Ich fand es hochinteressant, dem Pathologen bei der Arbeit zuzusehen, auch mal selbst ein Knie oder eine Brust auseinandernehmen zu duerfen und den MTAs zu helfen. Aber die Vorstellung, das jeden Tag machen zu muessen, fand ich nicht so prickelnd. Ueberall roch es nach Formalin; es war muffig und eng. Nein, das war wirklich nicht mein Traumberuf.

Wieviel die Pathologie vom Berufsalltag her mit der Gerichtsmedizin zu tun hat, weiss ich bis heute nicht. Der Arzt konnte es mir nicht erzaehlen und selbst schlau gemacht habe ich mich nicht. Dass die beiden vollkommen unterschiedliche Themengebiete untersuchen (die Gerichtsmedizin den forensischen Teil, die Pathologie eher den onkologischen), weiss ich nun aber. Ausserdem verstehe ich nun eher, welche Kraefte am Werk sein muessen, um ein Kreuzband zum Reissen zu bewegen.

Nun studiere ich Bioinformatik und bin damit soweit zufrieden, auch wenn der biologische Teil, obwohl sehr interessant, recht schwierig ist. 

6 Responses to “Wenn ich gross bin..”

  1. Uwe Says:

    Na den Bio-Anteil hätteste ja als Mediziner noch viel verschärfter gehabt. Und in Richtung Gerichtsmedizin/Pathologie kann man da sicherlich auch als Bioinformatiker noch gehen – computergestützte Auswertung von irgendwelchen Untersuchungen oder so. Hier an der Uni machen die Computergraphiker ja u.a. Visualisierung von medizinischen Daten, das ist reine Mathematik, und die Mediziner beschweren sich dann über die falschen Farben… :-)

  2. Tokbela Says:

    Falsche Farben find ich jetzt gut. *grins*

  3. Rafayel Says:

    Gegen die Beschwerden kenne ich ‘ne prima Ausrede: Farbenblindheit. Wenn man dann noch auf beleidigt macht (“ich kann doch nix dafuer, aber du musst ja trotzdem drueber herziehen, unmoeglich sowas!”), hat man definitiv Ruhe.

  4. ines Says:

    An unserer Uni ist eigentlich mein Studiengang dafür da, medizinische Daten zu visualisieren… *brrr*

    Btw. heisst das bei euch wirklich “Dipl. Inf.”? Soweit ich weiss, haben sie das aufgrund der zu hohen Ähnlichkeit zu “Dipl. Ing.” in “Dipl. Inform.” geändert…

    Ach was stört es mich, ich werd “Dipl. Ing.”… :)

  5. Uwe Says:

    Der Titel ist doch üblicherweise in der Prüfungsordnung festgelegt. Bei uns ist das §1, und da steht “Diplom-Informatiker” bzw. “Diplom-Informatikerin” (abgekürzt “Dipl.-Inf.”)

    Edit: Da gehören eigentlich klugscheiss-Tags drumherum, aber die mag php offenbar nicht…

  6. Rafayel Says:

    Das liegt eher an WordPress. Wie du ueber dem Eingabefeld fuer Kommentare lesen kannst, erlaubt der nur ein paar wenige. Der Rest (ob bekannt oder unbekannt) wird meines Wissens nach rigoros rausgefiltert.

    Aber das ist nur ‘ne Vermutung.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.