15.7.2006

Arme Kinder

Posted in Reality at 17:27 by Rafayel

Volksfest. Ganz Halle feiert den SAT(*). Ganz Halle? Nein. Ich nicht. Ich mache da nicht mit. Ich streike.

Zwecks schneller Jagd eines Mittagessens waren Tok und ich auf unserer Stammroute durch die Stadt unterwegs. Doch grosse Teile davon fielen dem SAT zum Opfer: Ueberall stehen Buden rum und Menschenmassen quaelen sich die Wege entlang. Okay, je nach Budeninhalt kann sowas ja recht unterhaltsam sein. Doch was die Stadt, das Land oder wer auch immer da so angeschleppt und hingestellt hat, ist echt peinlich. Abgesehen von den ueblichen 5EUR-pro-Getraenk-Staenden waren bis auf sehr wenige Ausnahmen (mittelalterlich gekleidete Menschen, die zwar nett anzusehen waren, doch imho auf den ebenfalls in Halle stattfindenden Mittelaltermarkt gehoeren) nur Informationsstaende zu diversen Weinanbaugebieten, Tourismusvereinen oder Familienberatungen anzutreffen. Hoehepunkt war eine Bude zum Thema "Rentenvorsorge".

HALLO?!

Frueher gab es Zeiten, in denen man es bei solchen Festen nicht nur auf mein Geld, meine Unterschrift oder notfalls meine Stimme abgesehen hat. Einziger Lichtblick war ein Liedermacher, der live recht angenehm singen konnte, aber – selbst zentraler platziert – allein die Veranstaltung auch nicht haette retten koennen. Schade.

(*) SAT: Sachsen-Anhalt-Tag. Ich habe mehrere Wochen gebraucht, um diese Abkuerzung auf den Strassensperrschildern zu "entschluesseln". 

8 Responses to “Arme Kinder”

  1. Spec Says:

    Es geht beim SAT ja gar nicht darum sich zu amüsieren, nein der hat einen sehr ernsten Hintergrund. Du sollst dich dadurch animiert fühlen eine Art Stolz für dein Heimatbundesland zu empfinden (der den Anhaltinern nämlich fehlt, zumindest behaupten das irgendwelche Studien) und dafür musst du vorallem wissen was es da alles gibt und worauf du so stolz zu sein hast. Feiern und sich freuen kommt erst am Abend dran wenn die “Heimatlichen Radiosender” ihre Parties veranstalten.

    damals, beim 1. oder 2. SAT (weis ich schon nimmer genau) der in BBG stattfand hat man das wenigstens noch erklärt .. hachja 12h in der Sonne auf nem Parkplatz abkassieren war toll ..

  2. Rafayel Says:

    Ich haette nix gegen eine “Wir praesentieren Sachsen-Anhalt” Veranstaltung, aber dann bitte nicht in dieser Art und Weise:

    Sicher mehr als die Haelfte der anzutreffenden Vereine war ueberregional und hatte mit SA nur soviel zu tun, dass hier eben auch Leute mit einem Einkommen wohnen, was sich prima zur Umsatzsteigerung heranziehen laesst.

    Der andere Teil mag sich auf SA beschraenken, doch glaube ich nicht, dass wir gerade fuer unsere Weinanbaugebiete bekannt sind bzw. gibt es sicher andere Dinge, die man herausstellen sollte.

    Eine geeignete Plattform, um z.B. die Kultur in Sachsen-Anhalt zu diskutieren, stellt diese Veranstaltung jedenfalls nicht dar. Und ein gewisser Unterhaltungswert sollte schon erreicht werden, sonst ist der Anreiz fuer einen Besuch bei der “normalen” Bevoelkerung recht gering.

  3. Spec Says:

    ähm .. Saale-Unstrut Weine sind sehr wohl bekannt und qualitativ nicht schlecht, haben Tradition usw. usf. und bis jemand künstlich ein Weinanbaugebiet weiter im Norden geschaffen hatte vor ein paar Jahren trug das ganze den Titel nördlichstes Weinanbaugebiet ..

    du solltest die Stände vielleicht nochmal besuchen, mir scheint es gibt da fatale Wissenslücken ..

    P.S.: selbst BBG hat einen Weinberg .. auch wenn da Zeit meines Lebens schon kein Wein mehr stand

  4. Uwe Says:

    Nicht nur Wein ist in dieser Hinsicht interessant, man denke nur an Rotkäppchen-Sekt…
    Aber insgesamt besehen ist es durchaus eine gute Frage, wofür SA eigentlich bekannt sein könnte/dürfte/müßte/sollte.
    Und wie kommt eigentlich der Titel dieses Beitrags zu Stande?

  5. Rafayel Says:

    Und wie kommt eigentlich der Titel dieses Beitrags zu Stande?

    Die simpelste aller Erklaerungen: Mir fiel nix besseres ein.

  6. Tokbela Says:

    Ich stamme ja bekanntermassen aus NRW. Dort habe ich zwar schon von Saale-Unstrut-Weinen gehoert, jedoch rangierten sie im Bekanntheitsgrad etwa bei Weinen aus Suedafrika. Klar, gibt es, aber wassollmerdamit. Mosel und Rhein waren fuer mich _die_ Anbaugebiete..
    Man hat als Sachsen-Anhaltiner auch einen ganz anderen Blick auf seine Heimat und die Gruende fuer ihre Bekanntheit (bzw. auf das, was seine Heimat auszeichnet) als als Auswaertiger, der hier halt zufaellig lebt. Als ich naemlich gestern ueberlegte, welcher der mir in Erinnerung gebliebenen Staende am Besten zu SA passt, war das der Infostand einer Organisation, die sich um minderjaehrige Muetter kuemmert.
    Boese, ich weiss, aber der Rest war noch abwegiger und den Sachsen-Anhalt-Schueler-Ticket-Stand fand ich furchtbar.

  7. Rafayel Says:

    Mir faellt in dem Zusammenhang nur Höhnstedt als “noerdlichstes” Weinanbaugebiet ein. Aber das ist in der naeheren Umgebung (ich habe dort gewohnt) nur fuer seine Realschule “beruechtigt”.

    Doch darum geht es nicht. Unser Hauptwirtschaftszweig ist sicher nicht der Weinanbau. Aber eben genau das kam auf diesem SAT (teilweise) so rueber und auch das wollte ich kritisieren.

  8. Uwe Says:

    Das war die erste derartige Veranstaltung, und da gabs noch richtig viel Aufregung deswegen in der Schule (keine Ahnung mehr weshalb eigentlich, es wurde erklärt und ich habs vergessen, ist ja auch 9 oder 10 Jahre her). Am Bahnhof konnte man sich ein paar extra hingestellte Loks von innen angucken, mehr hab ich von der ganzen Veranstaltung nicht in Erinnerung behalten…

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