1.4.2007

Gweniglich

Posted in Parkbank at 19:28 by Tokbela

Wie fast jede Region in Deutschland besitzt auch Karlsruhe eine eigene Mundart. Diese wird von den hiesigen Bewohnern gern und oft gesprochen. Ob jung oder alt, reich oder arm, Konsument oder Verkaeufer, alles babbelt Kallruisch.

Was ein Paradies fuer Dialektologen ist (nicht ohne Grund warb Baden-Wuerttemberg mit dem Slogan "Wir koennen alles. Ausser Hochdeutsch"), stellt meine Geduld im Alltag oft auf eine harte Probe. Ich bin des Hochdeutschen durchaus maechtig und relativ dialektfern erzogen worden; meiner Aussprache merkt man meine eiflerische Herkunft nicht an. Es dauert seine Zeit, bis sich meine Ohren an fremde (und auch noch so ausgepraegte) Dialekte gewoehnt haben.

Nicht dass mich interessiert, was die Menschen auf der Strasse sich zu sagen haben (oft genug halte ich es fuer eine exotische Sprache, bis ich einige Woerter als deutsch erkenne). Aber wenn ich gezwungen bin, mit Einheimischen zu kommunizieren, faellt es mir noch oft schwer, sie zu verstehen.

In solchen Faellen nachzufragen ist fuer mich kein Problem (immerhin interessiere ich mich wirklich fuer die Dinge, die man mir zu sagen hat). Doch haeufig halten mich meine Gegenueber dann fuer bloed oder im besten Falle hoergeschaedigt. Statt einfach ihre Antwort auf hochdeutsch (oder langsamer Mundart) zu wiederholen, wird der Blick auf Mitleid gestellt und wild gestikulierend in einfacher Sprache erklaert. Da wird aus "Das gibt's auch in rot und weiss" schonmal ein langsames und deutliches "Wenn Ihnen [deutet auf mich] die Farbe [deutet auf das Geraet] nicht gefaellt, dann koennen wir [deutet auf sich] das [deutet auf das Geraet] auch in den Farben rot [deutet auf eine Abbildung des Geraetes in rot] oder weiss [… in weiss] bestellen [fuchtelt]. Das ist kein Problem [schuettelt wild den Kopf, laechelt beruhigend]".

Ich gebe zu, dass es mir in solchen Faellen schwer faellt, laechelnd zu nicken (wir wollen den Gegenueber ja nicht unterbrechen – DOCH, WOLLEN WIR!) und mich in meine Rolle des Kleinkinds zu fuegen. Werd ich halt fuer bloed gehalten. Kein Problem.

(Wie sagt man eigentlich "Halt's Maul, wenn du schon kein Hochdeutsch kannst!" auf Karlsruherisch? Hihi.) 

8 Responses to “Gweniglich”

  1. gralkor Says:

    ich kann bei dieser Mundart nie ernst bleiben.
    Die weckt bei mir immer den Beschützerinstinkt. Ich will den Sprecher umarmen und trösten.
    Warum auch immer.

    G.

  2. Tokbela Says:

    Ich finds eher niedlich, wie hier gesprochen wird. Wenn ich’s denn mal verstehe.

  3. gralkor Says:

    eben ;)
    So ein richtiger “duziduzidu”-Dialekt.

    Im Gegensatz zu anderen Dialekten, die teilweise Aggressionen (hessisch) wecken, oder der Inbegriff für primitiv (niederbayrisch) sind.
    Also für mich.

    G.

  4. tro Says:

    Ich hab auch schon so meine negativen Erfahrungen im Schabenland gemacht. Fürchterliches Volk. Nur bei mir haben die Meisten dann unermuedlich weiter in ihrer Unsprache weiter gebrabbelt.

    TRO, dem das gar nicht gefiel

  5. gralkor Says:

    bei “common speak”-Verweigerern hilft nur eins: die eigene Mundart auspacken. Wenn sie nicht verstehen, was man sagt, geht das sehr schnell, eine “common speak” auszupacken.

    Btw: Appropos Schwaben:
    Ich war ja, wie der Leser vielleicht weiss, 1995 in Dornstadt bei Ulm zur Grundausbildung.
    An einer der ersten Tage in der Geländeausbildung schreit der Unteroffizier etwas in einer Sprache nicht von dieser Welt.
    Alles liegt am Boden, nur ich nicht.
    Nach einem längeren Gespräch auch mit dem Kompanieführer versuchten dann die Dienstgrade ihre Befehle auch in Hochdeutsch loszuwerden. Gelang nicht immer, aber meist verständlich.

    G.

  6. tro Says:

    Leider bin ich der regionalen Mundart, dem Oldenburger Platt nur sehr mäßig mächtig, ich hatte es nämlich vor.

    Meine begrenzten Kenntnisse begründen sich übrigens darauf, dass das hiesige Platt nahezu ausgestorben ist. Leider.

  7. Tokbela Says:

    Karlsruhe ist eher Baden, aber lass das die Einheimischen nicht hoeren, die bestehen auf nen eigenen Dialektstamm (:

    (S Schwabenlaendle ist weit weg. Ulm ist hinterm Berg. Und des common speak bin ich leider nicht maechtig.)

  8. gralkor Says:

    doch, Tokkischatzi: HOCHDEUTSCH.
    Und ich weiß…
    In BW gibt es zwei Volksstämme. Die Badischen und die Unsympathischen…

    G.

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