15.10.2006
Drei am Bahnhof
Heute: Workout.
Ekty: Workout?
Ekty: Na, ich geh' spazieren!
Erfrisch disch rischtisch!
Ich persoenlich haette eine Pizza, die mit Raeucherlachs, Lachskaviar und Cherrytomaten belegt ist, ja "Lachsbordell" genannt und nicht "Fjord". Aber ich bin ja auch nicht Uno-Pizza.
Geschmeckt hat's trotzdem.
und damit mehr als rechtzeitig habe ich heute die Planung meiner Weihnachtsgeschenke abgeschlossen; soll heissen, ich weiss genau, was ich wo kaufen werde. Der einzige Grund, warum ich die nicht gleich heute mitgenommen habe, war der schon mit dem Wochenendeinkauf gefuellte Rucksack.
Es ist ein wirklich gutes Gefuehl, denn zum ersten Mal seit vielen Jahren graut es mir nicht vor der Adventszeit. Und vielleicht lasse ich mich deshalb auch mal gehen und werde mir einen leckeren Butterstollen ohne Marzipan – ich kenn's eigentlich unter der Bezeichnung 'die Stolle' – kaufen.
Fruehstens in ein paar Wochen, versteht sich.
Um die geht es heute mal nicht. Sondern um die nackte Wahrheit. Herrlich, ich habe schon lange nicht mehr so heftig lachen muessen. Zum Glueck kommt es ja – wie wir alle wissen, oder? – nur auf die Technik an.
Wie einige von euch bereits mitbekommen haben, war gestern mein Geburtstag. Das ist nichts besonderes, das war bisher schon einige Male. Geburtstage sind toll, da bekommt man Glueckwuensche. Der Herr KF (samt IHR und IHM) haben mir als erstes und eine Minute nach Mitternacht gratuliert. Daraufhin schaltete ich den Ton meines Handys ab; nicht aus Boeswilligkeit, sondern weil ich ausschlafen wollte, da ich heute zur Uni musste.
Die Sache mit dem Ausschlafen gestaltete sich allerdings recht abenteuerlich, da sich Punkt 03:15 zwei Maedels vor unserem Fenster ihre Lebensgeschichte erzaehlen mussten. In einer Lautstaerke, die umgekehrt proportional zur Spannung des Inhalts war, naemlich hoch.
Doch irgendwie kam ich noch zu meinen paar Stunden Schlaf und ueberlebte die darauffolgenden Vorlesungen (Neuronale Netze, sehr interessant, und Biochemie, ueberfuellt mit gutaussehenden Maedels). Anschliessend traf ich mich mit der lieben D., die mir bei Sandwich und Getraenken einen riesigen Schokokuchen ueberreichte, der morgen zum Fruehstueck dran glauben muessen wird.
Irgendwann ging ich nach Hause, wo ich von einem strahlenden Raffi und einer sehr seltsamen Mail ueberrascht wurde.
Liebe Tok,
wie ich dir schon angedroht habe, ist dein "Geschenk" diesmal etwas ungewoehnlich – oder auch nicht. In deinem Homeverzeichnis auf quyo liegt eine Datei (keine Sorge, die kann man nicht uebersehen), die eigentlich alles erklaert. Da gibt es nur ein kleines Problem.
Name geaendert – muss ja nicht jeder meinen Kosenamen wissen.
Tatsaechlich gab es dort eine Datei mit dem Namen (Achtung, festhalten) IchBinEinGeschenk.IchBinWichtig.SofortLoeschen.txt.gpg.
Sofort loeschen? Neeee. Niemals. Erst will ich wissen, was drinsteht. So.
Aber wie soll ich diese verschluesselte Datei oeffnen? Hilfesuchend wandte ich mich der Mail zu. Darin stand etwas von Paranoia (wie es sich fuer einen ordentlichen Informatiker gehoert) und dem Geheimdienst. Ausserdem folgendes:
Deshalb habe ich das Passwort auch in sieben Teile geteilt, jedes so lang wie das Passwort selbst. Fuegt man alle sieben Teile zusammen, erhaelt man das gesuchte Geheimnis. An einen Teil kann ich sogar noch erinnern, er lautet "Ovim'4:2|mk" (ohne Anfuehrungszeichen). Die restlichen Teile habe ich leider auch vergessen – der Regierung sei dank. Aber ich waere nicht ich, wenn ich diesen Fall nicht auch vorhergesehen haette.
Deshalb habe ich Hinweise versteckt, ueberall in der Wohnung, sechs an der Zahl, in jedem Raum einer. Mit diesen Hinweisen sollte es dir ein Leichtes sein, die fehlenden Teile herauszufinden. Jedes der Teile ist ein Wort, erster Buchstabe gross, Rest klein und falls das Wort kuerzer ist als das laengste aller sieben Teile, so muessen daran noch soviele Leerzeichen gehangen werden, bis alle Teile die gleiche Laenge besitzen.
Wie, in sieben Teile gespalten, die alle so lang sind wie das Passwort selbst? Seltsam. Aber das wollte ich spaeter ergruenden, erstmal machte ich das, worauf Raffi mit glaenzenden Augen schon gewartet hatte: Mich auf die Suche nach den Hinweisen.
Tatsaechlich war in jedem Raum unserer Wohnung (samt Bad, Kueche, Flur und Abstellkammer) ein Zettelchen mit einem Hinweis versteckt, teils an sehr seltsamen Orten. Besonders in der Kueche und im Schlafzimmer brauchte ich recht lange, bis ich alle gefunden habe (und im Bad haette ich es beinahe unter einer Ladung Taschentuchpackungen verschuettet), aber letztendlich war die Sammlung komplett. Die Suche habe ich in (teils unscharfen) Bildern festgehalten, die man ganz am Ende des Eintrages bewundern kann.
Dann kamen die Hinweise dran. Die waren teilweise aeusserst kryptisch verfasst, aber letztendlich bin ich sogar drauf gekommen, dass meine "Ursuppe" Floisdorf ist. Jeah, bin ich klug. Jeah, bin ich gewitzt. Da wuerde doch der Rest des Abenteuers kein Problem mehr sein, oder..?
Als Naechstes musst du herausfinden, wie die Teile zu dem Passwort zusammengesetzt werden koennen. Einfach aneinanderhaengen funktioniert nicht, da das Passwort ja auch die gleiche Laenge besitzt. Ich kann mich nur noch dunkel erinnern, dass das System allgemein bekannt und beweisbar sicher ist. Die Bezeichnung besteht aus zwei Woertern, beide mit gleichem Anfangsbuchstaben. Sein Erfinder ist ebenfalls sehr bekannt und besitzt den gleichen Anfangsbuchstaben im Nachnamen. (Eigentlich gibt es noch einen zweiten Erfinder, aber den kenne ich nicht naeher, also ignorieren wir den mal.)
Das System gibt es in aehnlicher Form auch visuell anstelle von Zeichenketten. Das Prinzip ist das gleiche, nur die Mathematik dahinter aendert sich. Vielleicht faellt dir ja ein Freund von uns ein, der davon schon mal was gehoert hat und dir ein paar nuetzliche Hinweise geben kann.
Aha. Na toll. Das sind ja ausfuehrliche Informationen. Also suchte ich einfach drauflos; inzwischen um den Hinweis reicher, dass der Wikipedia-Artikel darueber (in der englischen Wikipedia) so heisst wie "das System", also zwei Woerter mit gleichem Anfangsbuchstaben. Toll.
Nach etwa einer Stunde erfolgloser Sucherei (und dem Negieren meines ersten Gedankens: One Time Pad) meldete sich der liebe Herr Ekty (ein Bekannter des Herrn Rumo), um mich zu einem weiteren Lebenstag zu beglueckwuenschen. (Eigentlich haette er lieber meiner Mama gratulieren sollen, die hatte damals die Schmerzen. Tut mir leid, Mama!)
Der Herr Ekty hat viel mehr Ahnung von Informatik und Hinweisen als ich, und so ueberwand ich meinen Stolz und weihte ihn ein. Kurz darauf konnten wir auch den zweiten Algorithmus (Caesar-Chiffre) abhaken und ich zog mit meiner Frage in den #s2000. Da befanden sich die wahren Meister, und zusammen kamen wir recht schnell auf eine vielversprechende Spur. Danken moechte ich an dieser Stelle vor allem Uwe und Collibri, die sich sehr engagiert haben, und Spec, der letzten Endes die richtige Loesung gefunden hat.
Irgendwann zwischendurch suchte ich uebrigens diese overkill-Liste ab, natuerlich immer auf der Suche nach der Loesung. Ich hatte sie auch schon, ueberflog im Artikel die ersten beiden Absaetze und schloss das Fenster wieder (Asche auf mein Haupt), weil dort kein Autor erwaehnt wurde. Als kurz darauf Spec auf die Loesung kam, habe ich nicht schlecht geflucht.
Wir hatten also den Algorithmus, und nun?
Das Programm, was ich zum Aufteilen des Passwortes verwendet habe, hat ein gewisser Madore im Jahre 2000 geschrieben. Ich weiss nur noch, dass Google die entsprechende Webseite bei einer Suche nach dem Verfahrensnamen, seinem Namen und der Jahreszahl recht prominent plaziert.
Auf der Seite des Herrn Madore waren wir – unabhaengig voneinander – alle schonmal gelandet, jetzt konnten wir uns unter den Unmengen Downloads auch den Richtigen heraussuchen – der nicht funktionierte.
Kurz entschlossen griff Raffi ins Geschehen ein und praesentierte uns einen Link auf die auf quyo liegende Datei. Die herunterzuladen, in der Gebrauchsanweisung nachzuschlagen, zu kompilieren ("Tante Google, wie kompiliere ich noch gleich eine .c-Datei?") und aus den sieben Woertern das Loesungswort zu generieren, ging dann sehr schnell.
Dann noch kurz die GPG-Verschluesselung entschluesselt (kein Problem mit dem richtigen Passwort) und freudestrahlend die Textdatei gelesen:
Soso, du hast es also endlich geschafft – gratuliere.
Was hast du wohl gedacht, was hier drin steht? Ein Gutschein, eine Einladung? Alles falsch. Hier steht gar nichts drin. Nur ein bisschen blah-blah.
Und warum?
Ganz einfach: Der Weg ist das Ziel.
Du hast ja selbst gesagt, eine richtig schoene, extra fuer dich angelegte Schnitzeljagd wuerde dir gefallen. Nunja, wirklich schoen und umfangreich ist dem Raffi seine nicht geworden. Zum einen, weil ihm die Zeit dazu fehlt, zum anderen, weil es gar nicht so einfach waere, staendig in Halle irgendwelche Dinge zu verstecken, ohne dass du davon mitbekommen haettest.
Also versteckt er die Dinge lieber virtuell.
Gut, deine Muehe soll aber nicht umsonst gewesen sein. Dein Geburtstagsgeschenk steht ja sowieso schon einige Zeit fest (Einkaufsspendierbummel mit dem Raffi), aber damit der seine Brieftasche zueckt, musst du erst etwas erledigen.
Nein, nicht wieder erschrecken, diesmal ist es ganz einfach: Loesch mich!
Ja, richtig gelesen, einfach loeschen und schon kannst du mit dem Raffi einkaufen gehen (sobald sich die naechste Gelegenheit dazu ergibt)
Moment, wirst du jetzt denken, dich haette ich doch auch loeschen koennen, bevor ich den Schluessel rausgefunden habe. Richtig, aber wer wuerde schon eine verschluesselte Datei loeschen, ohne zu wissen, was darin steht? :)
Ich hoffe, es hat dir zumindest ein wenig Spass gemacht, ich bin mir sicher, der Raffi hat sich koestlich amuesiert. Bis zum naechsten Mal!
Achja, eines noch: Vielen Dank fuer Ihre Aufmerksamkeit. ;)
Leicht geaendert – Raffis Kosename geht naemlich auch niemanden was an.
Begeistert fiel ich Raffi in die Arme (und ich sag euch nicht, dass da die eine oder andere Freudentraene geflossen ist, nene). Dann folgte noch ein kurzes "rm IchBinEinGeschenk.IchBinWichtig.SofortLoeschen.txt.gpg" und alles war gut.
Und warum das Ganze? Raffi meint zwar "Ich hab' das alles nur gemacht, um in's Blog zu kommen!", aber ich weiss es besser. Er hat mich halt doch ein bisschen lieb und sorgt sich um meine Bildung. Ausserdem wollte er mir einfach das schoenste Geburtstagsgeschenk zukommen lassen, was ich je erlebt habe (und eine Schnitzeljagd habe ich mir auch irgendwann gewuenscht).
Liebe Frau Tokbela, heute ist SIE wieder in die Bibliothek gegangen, wo es Rechner gibt. Ich habe mich in ihrer Tasche versteckt. Nur für Sie, liebe Frau Tokbela, denn wie ich heute nacht erfahren habe (ja, als ich eigentlich selig schlummern wollte), haben Sie Geburtstag.
Nun hätte ich Ihnen gern einen liebevoll verpackten Füsch geschickt, aber man weiß ja nie, ob die Post den einbehält. Daher lade ich Sie hiermit herzlich auf eine Büchse Füsch im neuen Heim ein, denn seit SIE umgezogen sind, geht es mir blendend. Man hat mir eine eigene Ecke im Küchenschrank überlassen, in denen sich die Meerestierdosen stapeln. Früschfüsch soll es auch ab und zu geben. Man glaubt es kaum.
SIE sind sowieso merkwürdig zur Zeit und laufen singende durch die Wohnung. Das soll am Oktober liegen.
Liebe Frau Tok, Sie werden es mir doch sicher nicht übel nehmen, wenn ich an dieser Stelle auch noch Frau Emily freundlich zuwinke, da ich so nette Worte ihn ihrem Blog las *zuwink*. Netz gibt es immernoch nicht, aber ich komme wieder. Versprochen!
Nett: Auf die Frage, wo und wann denn Veranstaltung X stattfindet, eine schnelle und freundliche Antwort zu bekommen.
Bloed: Herauszufinden, dass die in der Antwort gewaehlte Hoersaalbezeichnung ein Sammelbegriff zu sein scheint. (Erwaehnte ich, dass ich es liebe, dass die Raeume der Informatik durchnummeriert sind und keine Bezeichnungen wie "kleiner Hoersaal" tragen?)
Beruhigend: Unter den 6 – 11 (incl. Seminarraeume) Hoersaelen einen zu finden, der eindeutig dem Fachbereich der Veranstaltung X zugeordnet ist.
(Bald hoert der Uni-Content wieder auf, versprochen.)
« Previous Page — « Previous entries « Previous Page · Next Page » Next entries » — Next Page »