18.11.2007
Mich treffen? Nummer?
Wo sie grade bei der Frau Jette darauf kamen: Auch ich wurde und werde nicht von schwarzafrikanischen Heiratsanträgen verschont (und die stört mein Ring recht wenig, habe ich den Eindruck).
"Hello. Do you speak English?" – "Nein." – "Do you know, where the next telephone/Chinamann/whatever is?" – "Nein. Geh weg." – "You are very nice. Can I have your number?"
In Halle passierte mir das wöchentlich. Ich fand es schrecklich, war aber zu lieb, mich effizient zu wehren. Bis ich eines Tages von einem netten Schwarzen angesprochen wurde, der wissen wollte, wo es denn zum Studentenwohnheim XY geht. Studentenwerke sind keine Telefonzellen oder Chinamänner, also radebrechte ich ihm den Weg. Er bedankte sich freundlich und sprach dann den verhängnisvollen Standardsatz: "You are very nice!"
Das war's. Ich holte tief Luft und legte los. Was er sich denn einbildete, wer er wäre, das sei ja die schlechteste Anmache ever, er bekäme mich weder ins Bett noch vor den Traualtar, das mit der Aufenthaltsgenehmigung könne er auch vergessen und er solle sich verziehen, bevor mir die ersten Schimpfwörter auf Englisch einfielen.
Der Schwarze wurde währenddessen immer winziger und meinte schließlich während einer kurzen Atempause meinerseits kleinlaut in schlechtem Deutsch:
"Ich heiße Pierre. Ich komme aus Frankreich. Ich bin Austauschstudent. Ich wollte nur wissen, wo das Wohnheim liegt, weil ich da eine Lerngruppe besuche. Ich brauche keine Aufenthaltsgenehmigung, denn in Frankreich gefällt es mir sehr gut. Meine Mama hat mir schon gesagt, dass es hier solche Vorurteile gibt."
Schlechtes Gewissen deluxe.
Danach war ich netter. Zu allen Schwarzen, die mich dumm von der Seite anmachten.
(Pierre und ich fanden uns nach einer gefühlten halbstündigen Entschuldigungsorgie doch nicht mehr so scheiße. Vor den Traualtar hat er mich trotzdem nicht bekommen.)
November 18th, 2007 at 16:06
ich lese in Deinem Blog in letzter Zeit zu häufig das Wort “heiraten”, “Traualtar”, “Hochzeit”.
Weiß da Raffi noch von nix?
G.
November 18th, 2007 at 16:21
Ich krieg ja sofort nen Hals, und wehe – wem auch immer – wenn schlechte Laune dabei ist. Hat ja mit Vorurteilen nichts zu tun, mich hat es einfach nur genervt, wenn es beim zweiten Satz immer gleich auf diese dämliche Anmache hinaus lief.
Aber wie gesagt, seit langem schon nicht mehr.
(Als ich mal die Treppe zur U-Bahn runter lief, ging ein junger Mann an mir vorbei und berührte mich kurz an der Hand. Unten angekommen, drehte er sich um und sagte [auf englisch-französisch]: “Tut mir leid, daß ich dich da gestreift habe. Kann ich trotzdem deine Telefonnummer haben? Und einen Kaffee?”)
November 18th, 2007 at 16:30
Anne, ich hab deine Nummer, aber ich bin schon verheiratet.
November 18th, 2007 at 17:56
du sollst nicht flirten, sondern diplomarbeit schreiben…
November 18th, 2007 at 21:25
Wo es gerade um Kontakte geht:
Auch im Auftrag Deiner Mamsi: Schöne Grüsse von allen die am Niederrhein waren. Einige davon werden sicherlich heiraten wollen, andere sinds schon seit 57 Jahren.
Die für Dich reservierten Brötchen etc. haben wir mitvertilgt.
November 19th, 2007 at 18:54
G.: Glücklicherweise liest R. hier mit (;
Jette: You are very nice!
Indeed: Kein Thema, man kann sich ja trotzdem mal zum Kaffee treffen… (;
Papa: Jaja, meine Brötchen essen und trotzdem Briefe haben wollen… Grüße zurück, und seit wann ist die Dame meine “Mamsi”?
November 20th, 2007 at 17:31
Hast Du ihn denn wenigstens aufgeklärt, dass das gar keine Voruteile sind, Tokkilein?
Und noch wichtiger: erklärt wie er verhindern kann so nen Eindruck zu machen :)
November 20th, 2007 at 17:57
Ersteres ja. Er zeigte sich verständig, auch als ich ihm erzählte, dass das nicht an der Hautfarbe, sondern am Verhalten seiner “Vorgänger” liegt.
Zweiteres nicht. Ich kann ja schlecht sagen: “Mach mal lieber keine Komplimente und lern mal akzentfrei Deutsch.” Isch finde Komplimente in die Französchische Akzent sährrr fantastique.